Auslegung und Bibliographie zur Bibel


Epheserbrief

Der Brief des Paulus an die Epheser

Eph 5,6-14

Studieren Sie die Bibel! Hier finden Sie einen Einstieg in die wissenschaftliche Auslegung von Bibeltexten mit Literaturangaben.

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Jede Seite enthält eine Übersetzung des jeweiligen Bibeltextes, sowie Beobachtungen (Vorbereitung der Auslegung), Hinweise zu weiterführender Literatur und eine abschließende Literaturübersicht.

Eph 5,6-14



Übersetzung


Eph 5,6-14 :6 Niemand täusche euch mit leeren Worten. Deshalb kommt nämlich der Zorn (des) Gottes über die Kinder des Ungehorsams. 7 Macht euch also mit ihnen nicht gemein! 8 Denn ihr wart einst Finsternis; jetzt aber [seid ihr] Licht im Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts - 9 die Frucht des Lichtes [besteht] nämlich in lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit -, 10 indem ihr prüft, was dem "Herrn" gefällt! 11 Und habt an den fruchtlosen Werken der Finsternis nicht teil; deckt [sie] vielmehr auf. 12 Denn was von ihnen heimlich getan wird, [davon] auch nur zu reden ist schändlich. 13 Das alles aber, wenn es vom Licht aufgedeckt wird, wird offenbar gemacht. 14 Denn alles, was offenbar wird, ist Licht. Darum heißt es: "Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dir (der) Christus erstrahlen."



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V. 6


Beobachtungen: Unklar ist, ob V. 6 zu den vorhergehenden V. 1-5 oder zu den folgenden V. 7-14 zu zählen ist. Die Warnung vor der Täuschung mittels "leerer Worte" scheint zunächst einmal auf eine Verbindung zu V. 4 hinzuweisen, in dem es um lasterhafte Rede geht. Allerdings stellt V. 6 eine eigenständige Mahnung dar. Außerdem handelt es sich bei den "leeren Worten" um eine Art des Redens, die sich durchaus von anzüglichem und dummem Geschwätz oder Witzen auf Kosten anderer unterscheidet. Es geht in V. 6 nicht um eine Art des Redens, die in der Gemeinde Zwietracht sät, sondern es geht um eine Rede, die grundsätzlich vom christlichen Reden und Handeln wegführt. Sowohl V. 5 als auch V. 6 drohen Konsequenzen bei Nichtbeachtung christlicher Verhaltensmaßstäbe an. Auch dies kann man als Argument für die Verbindung von V. 6 mit V. 3-5 anführen, zumal sich "deshalb" auf die in V. 3-5 genannten Laster bezieht. Allerdings leitet die Formulierung "Kinder des Ungehorsams" zu den V. 7-14 über und stellt eine inhaltliche Klammer dar: Es geht in den V. 7-14 darum, dass sich die Adressaten - wie auch die Christen allgemein - nicht mit den "Kindern des Ungehorsams" gemein machen sollen. Diese grundsätzliche Mahnung leitet V. 6 ein.


"Kinder des Ungehorsams" sind keine leiblichen Kinder, sondern sind Kinder dem Geiste nach. Es dürfte sich um Menschen handeln, deren Verhalten von Ungehorsam geprägt ist, von diesem im übertragenen Sinne abstammen. Es dürfte sich um Ungehorsam gegenüber den Weisungen handeln, die das christliche Leben betreffen. Was das Reden und Handeln der "Söhne des Ungehorsams" ausmacht und wie die Christen sich davon positiv abheben sollen, wird in 4,17-5,5 behandelt. "Hyioi" kann sowohl eine reine Männergruppe als auch eine gemischtgeschlechtliche Gruppe meinen und folglich mit "Söhne" oder "Kinder" übersetzt werden. Weil hier keine Begrenzung nur auf Männer zu erkennen ist, ist die Übersetzung "Kinder" passender.


Weiterführende Literatur: Laut H. Merklein 1981, 194-210 sei Eph 4,1-5,20 als Rezeption von Kol 3,1-17 zu verstehen. Genauer sei diese Rezeption als Transformation zu beschreiben, die sich aus der Verschiebung der Antithetik "irdisch vs himmlisch = christlich" (Kol) zu "heidnisch vs christlich" (Eph) ergebe. Da die Antithetik "heidnisch vs. christlich" nicht nur die Paränese (Eph 4,1-5,20), sondern auch die theologischen Ausführungen (besonders Eph 2,11-22; aber auch Eph 3) des Epheserbriefes beherrsche, sei mit einer einheitlichen Pragmatik des ganzes Briefes zu rechnen. Die dazugehörige Kommunikationssituation lasse sich allerdings nur noch hypothetisch erheben. Manches spreche dafür, dass der Autor des Epheserbriefes sich an ein Heidenchristentum wendet, das aus dem "gesetzesfreien" paulinischen Evangelium falsche Folgerungen gezogen hatte. Die "Emanzipation" der heidenchristlichen Kirche vom Gesetz habe gedroht, die theologisch-heilsgeschichtliche Bindung der Kirche an Israel in Vergessenheit geraten zu lassen, und habe auf sittlichem Gebiet die Gefahr des Rückfalls in heidnisches Leben mit sich gebracht. Von daher erkläre sich sowohl die theologische als auch die paränetische Intention des Epheserbriefes und lasse ihn als einen textpragmatisch einheitlichen Text erscheinen.


C. G.Müller 2002, 164-189 befasst sich mit atl. und ntl. Mahnungen zur Zügelung der Zunge. Eph 5,4 sei eine konsequente Absage an Zügellosigkeit und Zweideutigkeit, 5,6 warne vor leeren, nichtssagenden Worten.


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V. 7


Beobachtungen: Der Begriff "symmetochoi" bedeutet "Mitteilhaber" oder "Mitgenossen". Die Adressaten sollen nicht "Mitteilhaber/Mitgenossen" der "Söhne des Ungehorsams" werden. Das heißt, dass sie sich nicht mit ihnen gemein machen sollen, dass sie sich mit ihnen nicht abgeben sollen.


Weiterführende Literatur:


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V. 8


Beobachtungen: Die Gegensätze einst - jetzt und Finsternis - Licht kommen auch im Kolosserbrief zur Sprache (vgl. 1,12-13; 3,7-8). Der Verfasser des Eph entfaltet diese beiden Gegensatzpaare jedoch stärker und macht sie zum zentralen Inhalt von 5,6-14.


Laut Eph 4,18 bezieht sich die Finsternis auf Unwissenheit und fehlende Einsicht, auf fehlende Bereitschaft, die "Wahrheit Christi" gläubig anzunehmen. So kann der Verstand nicht erleuchtet werden, sondern bleibt finster. Der herrliche, Glanz verstrahlende Gott und die Sünden tilgende Selbsthingabe Christi am Kreuz können das Leben der "Kinder des Ungehorsams" nicht prägen, weil sich diese nicht in den Macht-, Wirk- und Heilsraum Gottes und Christi begeben. Und so kommt es, dass sie auch nicht selbst "Licht im Herrn" sein können, das durch Bezeugung des Glaubens, durch Mission in der Welt und durch christlichen Lebenswandel leuchtet. Letztendlich haben sie an der Rettung vor dem existenziellen Tod und am Heil keinen Anteil, sondern ziehen den Zorn Gottes auf sich.


Weiterführende Literatur:


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V. 9


Beobachtungen: Eine Frucht wird von etwas hervorgebracht. Hier ist an eine Frucht gedacht, die vom Licht hervorgebracht wird, also an eine "Frucht des Lichtes". Eine Variante liest "Frucht des Geistes" statt "Frucht des Lichtes". Dabei dürfte es sich um eine Anpassung an Gal 5,22 handeln, wo von der "Frucht des Geistes" die Rede ist.


Es folgt eine Aufzählung, woraus die "Frucht des Lichtes" besteht. Auch in Gal 5,22 findet sich eine Aufzählung, die sich allerdings darauf bezieht, was die "Frucht des Geistes" ist. In dieser Aufzählung findet sich auch der Begriff „agathôsynê“, der mit "Güte" zu übersetzen ist, dabei aber in enger Verbindung mit dem Begriff „chrêstotês“ genannt wird, der die "Rechtschaffenheit" bezeichnet. In Eph 5,9 findet sich der Begriff „agathôsynê“ ebenfalls, allerdings fehlt der Begriff „chrêstotês“ ("Rechtschaffenheit") und es finden sich stattdessen die Begriffe "dikaiosynê" und "alêtheia". Der Begriff "dikaiosynê" bezeichnet die "Gerechtigkeit, der Begriff "alêtheia" die Wahrheit. "Gerechtigkeit" dürfte sich auf das rechte (= gottgefällige) Denken, Reden und Handeln, also auf den rechten Lebenswandel beziehen. Damit dürfte die Vergebung der Sünden durch die Selbsthingabe Christi am Kreuz verbunden sein, die den gläubigen Menschen vor Gott (ge)recht macht. Eng mit der Gerechtigkeit ist die Wahrheit verbunden. Die Wahrheit ist das Evangelium bzw. ihr zentraler Inhalt, Jesus Christus (vgl. Eph 1,13; 4,21). Christus ist ebenso wie das Evangelium mit Christus als zentralem Inhalt für das Leben der Christen zentral. Christus und das Evangelium prägen nicht nur das eigene Leben, sondern durch Verkündigung und Seelsorge auch das Leben anderer Menschen. Was "wahr" ist, ist zudem auch richtig und keiner Täuschung erlegen. So wird auch niemand getäuscht. Auch wenn der Begriff „chrêstotês“ ("Rechtschaffenheit") in Eph 5,9 nicht auftaucht, klingt die "Rechtschaffenheit" doch bei allen drei genannten Begriffen an. Das Fehlen des Begriffes „chrêstotês“ ("Rechtschaffenheit") mag damit zu erklären sein, dass der Verfasser des Eph ihn in allen drei Begriffen enthalten sieht, und an erster Stelle in dem Begriff „agathôsynê“, der nicht nur mit "Güte" übersetzt werden kann, sondern auch mit "Rechtschaffenheit".


Die Präposition "en" kann in Eph 5,9 in zweierlei Weise gedeutet werden: Zum einen kann sie "aus" bedeuten, womit "die Frucht des Lichtes [besteht] nämlich aus lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit" zu übersetzen wäre. Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit sind gemäß dieser Deutung selbst Bestandteile der "Frucht des Lichtes". Zieht man das Bild des Baumes heran, dann hängen die Güte, die Gerechtigkeit und die Wahrheit selbst als Früchte am Baum. Die zweite Bedeutung ist "in", womit "die Frucht des Lichtes [besteht] nämlich in lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit" zu übersetzen wäre. So wie ein Baum dann gute Frucht hervorbringt, wenn der Boden und das Klima optimal sind, können auch die Güte, die Gerechtigkeit und die Wahrheit als optimale Rahmenbedingungen verstanden werden, in denen sich die "Frucht des Lichtes" optimal entwickeln kann. Aufgrund der Neigung des Verfassers des Eph, doppel- bzw. mehrdeutige Formulierungen zu verwenden und so zahlreiche Assoziationen zu ermöglichen, kann auch hier Doppeldeutigkeit angenommen werden: Die "Frucht des Lichtes" besteht nicht nur aus Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit, sondern sie gedeiht in einer Sphäre der Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit auch prächtig. Und bei all dem Gedeihen der Frucht spielen der Mensch, Gott und Christus gleichermaßen eine entscheidende Rolle. Die "Frucht des Lichtes" ist ohne Gott und Christus nicht zu denken; ebenso geht es aber auch nicht ohne den Glauben, den Willen und das Bemühen und Tun des Menschen. Die "Frucht des Lichtes" ist also Geschenk und Werk zugleich.


"Alle/lauter" bezieht sich wahrscheinlich auf die Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit gleichermaßen. "Alle/lauter Güte", "alle/lauter Gerechtigkeit" und "alle/lauter Wahrheit" bedeutet vermutlich, dass Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit vielfältig sind und sich verschieden zeigen und all die vielen verschiedenen Aspekte, Formen und Manifestationen eingeschlossen sind.


Weiterführende Literatur:


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V. 10


Beobachtungen: Der Titel "Herr" kann sich auf Gott oder auf Jesus Christus beziehen. Da in Eph 1,2 Jesus Christus ausdrücklich als "Herr" bezeichnet wird, ist im Eph bei der Nennung des Titels "Herr" an erster Stelle an Jesus Christus zu denken, sofern der Zusammenhang nicht einen Bezug auf Gott erkennen lässt.


Das Verb "dokimazô" kann sowohl "prüfen" als auch "für gut befinden" bedeuten. Wenn die Adressaten also prüfen sollen, was dem "Herrn" gefällt, dann ist damit wohl zunächst gemeint, dass die Wille Gottes der Maßstab der gesamten Lebensführung sein soll. Dann dürfte damit aber auch gemeint sein, dass sie anhand dieses Verhaltensmaßstabes stets ihr Reden und Handeln überprüfen sollen. Je nachdem, ob eine beabsichtigte Rede oder Handlung der Prüfung standhält, sollen sie reden und handeln oder das beabsichtigte Reden und Handeln sein lassen oder anders reden und handeln als zunächst beabsichtigt.


Weiterführende Literatur:


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V. 11


Beobachtungen: Der Genitiv "tou skotous" ("der Finsternis") kann aussagen, dass die Finsternis selbst fruchtlos wirkt (genitivus subiectivus), oder dass die fruchtlosen Werke in der Finsternis ihren Ursprung haben (genitivus originis).


Das Licht bringt Frucht hervor (vgl. V. 9), ganz im Gegensatz zur Finsternis, deren Werke fruchtlos sind. Es ist unklar, ob die Frucht des Lichtes "Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit" sind, oder ob sich die Frucht des Lichtes in "Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit" entwickelt. Wenn die "Werke der Finsternis" fruchtlos sind, dann bedeutet dies, dass sie auch keine schlechten Früchte hervorbringen, z. B. Verschlagenheit, Ungerechtigkeit und Lüge. Die "Frucht" ist also grundsätzlich positiv gedacht. Das bedeutet also zunächst einmal, dass die "Werke der Finsternis" nicht "Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit" hervorbringen. Das bedeutet aber auch, dass die "Werke der Finsternis" nicht eine Frucht "in Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit" hervorbringen. Deutet man diese Frucht ganz grundsätzlich als Heil, dann ist ausgesagt, dass zwar das Licht Heil hervorbringt, nicht aber die Finsternis.


Das Verb "elenchô" kann in V. 11 "aufdecken", "überführen", "beschämen" oder "zurechtweisen" bedeuten. Die altgriechische Formulierung "mallon de kai elenchete" kann also mit "... deckt vielmehr auf", "überführt vielmehr", "beschämt vielmehr" oder "weist vielmehr zurecht" übersetzt werden. Dabei wird nicht ausdrücklich gesagt, wer oder was aufgedeckt, überführt, beschämt oder zurechtgewiesen werden soll. Am ehesten ist an die "unfruchtbaren Werke der Finsternis" zu denken. Bei diesen handelt es sich auf jeden Fall um frevelhafte Verhaltensweisen. Dabei stellt sich jedoch die Frage, wer die Akteure sind. Hält man die Heiden für die Akteure und wählt man für das Verb "elenchô" die Bedeutung "aufdecken", dann stellt sich die Frage, warum die "unfruchtbaren Werke der Finsternis" aufgedeckt werden müssen, sind doch die frevelhaften Verhaltensweisen der Heiden allen ersichtlich. Insbesondere aus 2,1-3 und 4,17-19 geht hervor, dass der Verfasser des Eph ein genaues Bild davon zu haben scheint, wie verwerflich sich die Heiden verhalten. Und wenn er schreibt, dass sich die Adressaten nicht wie die Heiden verhalten sollen, dann geht aus diesen Worten hervor, dass das Verhalten der Heiden nicht verborgen ist. Es ist zumindest in einem solchen Maße offenbar, dass der Verfasser des Eph sich nicht bemüßigt sieht, das Fehlverhalten der Heiden genauer zu schildern und ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass die frevelhaften Verhaltensweisen im Verborgenen geschehen. Der Verfasser des Eph scheint also davon auszugehen, dass den Adressaten das Verhalten der Heiden bekannt ist, zumal sie ja von Heiden umgeben sind und selbst in der Vergangenheit Heiden waren (vgl. 2,11; 3,1; 4,17). Wenn es um das Aufdecken von Fehlverhalten geht, so ist dieses eigentlich eher unter Christen erforderlich, denn bei diesen ist ja eigentlich christliches Verhalten anzunehmen, so dass Fehlverhalten nicht so auf der Hand liegt. Geht man bezüglich des Verbs "elenchô" von der Bedeutung "beschämen" aus, dann ist an verschiedene Facetten der Beschämung zu denken: Am ehesten erfolgt die Beschämung mittels gottgefälliger Verhaltensweisen: Indem sich die Christen gottgefällig verhalten und so ein positives Beispiel abgeben, werden frevelhafte Taten umso deutlicher offenbar. Diejenigen, die die frevelhaften Taten durchführen, werden beschämt. Das kann zum einen bedeuten, dass sie sich für ihr Tun schämen müssen, zum anderen, dass sie sich tatsächlich schämen. Letzteres dürfte eher bei Christen der Fall sein als bei Heiden, denn den Christen dürften christliche Verhaltensregeln näher liegen als Heiden. Ein Heide, der mit christlichen Verhaltensregeln nicht vertraut ist, empfindet nicht unbedingt Scham, und sei das Verhalten von Christen noch so vorbildlich. Aktiver, fordernder und direkter als das Beschämen ist das Zurechtweisen. Zurechtgewiesen werden können sowohl Heiden als auch Christen, die frevelhafte Verhaltensweisen an den Tag legen. Am nächsten liegt das Zurechtweisen im selben Milieu, weil dort für alle dieselben Verhaltensregeln gelten. Ein Christ, der einen anderen Christen aufgrund dessen Fehlverhaltens zurechtweist, kann bei diesem eher auf Gehör hoffen als bei einem Heiden, dem christliche Verhaltensregeln fremd sind.


Weiterführende Literatur: T. Engberg-Pedersen 1989, 89-110 legt anhand einer Untersuchung der Bedeutung des Verbs „elenchein“ im NT, in der Septuaginta und im vor- und außerbiblischen Griechisch dar, dass in Eph 5,11 die Bedeutung „jemandem oder etwas direkt gegenübertreten“ vorliege. Ziel sei es, dessen bzw. deren Verkehrtheit offenbar zu machen. Die vorrangige Bedeutung des Verbs sei – anders als im Griechisch-Wörterbuch zum NT von Bauer verzeichnet – nicht „ans Licht bringen“ oder „offenbaren“. Die Adressaten sollten sich also nicht mit den Heiden gemein machen und sie sollten an deren „fruchtlosen Werken“ nicht teilhaben, sondern sie sollten ihnen direkt gegenübertreten. Sache der Christen sei die „Frucht des Lichtes“, die in lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit bestehe. Finsternis und Licht stünden für zwei verschiedene innere Einstellungen. Die Christen seien zwar Licht, hätten aber in gewisser Weise ein geteiltes Bewusstsein: Zwar identifizierten sie sich mit dem Licht, doch fänden sich weiterhin noch Relikte ihres früheren, mit der Finsternis verbundenen Ichs. Licht und Finsternis als innere, geistige Einstellungen fänden in entsprechenden Handlungen ihren Ausdruck. Das Konfrontieren der heidnischen Gegenüber mit ihrer falschen Einstellung und ihren falschen Handlungen sei als eine gemeinschaftliche Handlung gedacht, die durch zwei oder mehr Adressaten erfolgen solle, und zwar öffentlich. Sie ziele auf innere Konsequenzen seitens der heidnischen Gegenüber ab und damit auf Mission.


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V. 12


Beobachtungen: Die Formulierung "ta ... ginomena" ist genau genommen mit "was ... geschieht" zu übersetzen. Weil an Handlungen gedacht ist, liegt die Übersetzung "was ... getan wird" nahe.


In V. 12 wird das Tun ausdrücklich als "heimlich" dargestellt. Dabei bleibt offen, wer die Akteure sind, denn es heißt nur ganz vage "von ihnen" statt "von den Heiden" oder "von euren Brüdern und Schwestern (= Glaubensbrüdern und -schwestern)". "Von ihnen" kann sowohl im Sinne von "von den Heiden" als auch im Sinne von "von euren Brüdern und Schwestern" verstanden werden. Da das Tun der Heiden schon wegen der anderen Moralvorstellungen keinesfalls heimlich erfolgt, bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten der Deutung übrig: Entweder handelt es sich um ganz bestimmtes Fehlverhalten der Heiden, das (auch) in der heidnischen Welt im Verborgenen erfolgt, oder es handelt sich um von Christen begangenes Fehlverhalten, das im Verborgenen erfolgt. Ein solches Fehlverhalten, das auch bei den Heiden im Verborgenen getan wird, könnte insbesondere die in 5,3 erwähnte Unzucht sein.


Es stellt sich die Frage, wie das frevelhafte, im Geheimen erfolgende Verhalten aufgedeckt werden soll, wenn es schändlich ist, davon auch nur zu reden. Wenn man nicht davon redet, wird geheimes Tun nicht aufgedeckt, sondern bleibt geheim. Wenn jeder davon weiß, ohne dass darüber geredet wird, muss das angeblich so geheime Tun doch ziemlich offen erkenntlich sein. Diese Ungereimtheit legt eine spezielle Bedeutung des Begriffs "geheim" und/oder eine spezielle Bedeutung des Redens nahe. Eine spezielle Bedeutung des Begriffs "geheim" könnte sein, dass die "unfruchtbaren Werke der Finsternis" grundsätzlich als "geheim" gedacht sind, weil Finsternis und Unsichtbarkeit in einem engen Zusammenhang gesehen werden. Fehlverhalten wäre demnach immer "geheim", weil es von der Finsternis gewirkt wird oder aus der Finsternis stammt. Eine spezielle Deutung der Rede könnte sein, dass nicht jedes Reden über Fehlverhalten schändlich ist, sondern nur positives Reden. Fehlverhalten darf demnach kritisiert oder angeprangert werden, aber es darf über Fehlverhalten nicht verharmlosend oder wohlwollend gesprochen werden (vgl. 4,29; 5,3).

Folgende Deutung von V. 12 legt sich somit nahe: Das Fehlverhalten wird von der Finsternis bewirkt oder entstammt der Finsternis und ist damit nicht von Licht erhellt, sondern obskur. "Obskur" meint zugleich dunkel, verdächtig, unheilvoll, geheim und nicht bekannt. Tatsächlich im Geheimen erfolgt aber am ehesten die Unzucht. Die Adressaten sollen sich solches Verhalten nicht zu eigen machen bzw. von ihm Abstand nehmen. Noch nicht einmal positiv reden sollen sie darüber, sondern sie sollen sich christlich verhalten und nur negativ über das Fehlverhalten sprechen, damit sie nicht durch verharmlosendes oder wohlwollendes Gerede andere in ihrem Tun bestärken und selbst zum Fehlverhalten verleitet werden.


Weiterführende Literatur: Von seiner These ausgehend, dass Eph 4,9-10 vom Herabsteigen Christi in die Unterwelt handele und der Text mit Blick auf das Plutonium (= Pluto-Tempel) in Hierapolis (das heutige Pamukkale) verfasst worden sei, bezieht L. J. Kreitzer 1998, 51-77 5,4 auf die derbe Rede und die obszönen Gesten des Demeter-Kultes. Auch "das, was heimlich getan wird" (V. 12) sei mit Blick auf den Demeter-Kult, ein Fruchtbarkeitskult mit obszönen Handlungen, zu verstehen. Teil des Demeter-Kultes seien die Thesmophorien gewesen, die auch die Opferung von Schweinen umfasst hätten. Der altgriechische Begriff "choiros" bezeichne gewöhnlich das Schwein, darüber hinaus aber auch die weibliche Scham (insbesondere die vom Schamhaar befreite). Die Verbindung von derber Rede und obszönen Gesten bzw. Handlungen werde besonders deutlich, wenn man sich vorstellt, dass die leitende Priesterin Frauen, die zur Opferung von Schweinen bereitstanden, aufgefordert haben könnte: "Zeigt/Bringt eure Schweine/Scham!". Vgl. L. J. Kreitzer 2007, 73-92


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V. 13


Beobachtungen: In V. 13 findet sich erneut das Verb "elenchô", dieses Mal in einer passiven Form. Da es in V. 11 heißt, dass die Adressaten die fruchtlosen Werke der Finsternis aufdecken sollen, ist auch in V. 13 davon auszugehen, dass die Adressaten diejenigen sind, die "das alles" aufdecken.

Es ist unklar, ob sich "vom Licht" auf "wenn es aufgedeckt wird" oder auf "wird offenbar gemacht" bezieht. Bei ersterem Bezug lautet die Übersetzung "Das alles aber, wenn es vom Licht aufgedeckt wird, wird offenbar gemacht.", bei letzterem Bezug "Das alles aber, wenn es aufgedeckt wird, wird vom Licht offenbar gemacht." Selbst bei der Übersetzung "Das alles aber, wenn es vom Licht aufgedeckt wird, wird offenbar gemacht." wären aber die Adressaten diejenigen, die aufdecken, denn laut V. 8 sind sie "Licht", und zwar "Licht im Herrn". Von V. 14 her gesehen kann auch Christus das Licht sein, das aufdeckt.


Die Verbform "phaneroutai" ("wird offenbar gemacht") scheint auf den ersten Blick nicht zu den Bezugsworten "ta ... panta elenchomena" ("das alles, wenn es aufgedeckt wird") zu passen, denn bei "phaneroutai" handelt es sich um die 3. Pers. Singular, bei "ta ... panta elenchomena" dagegen um einen Plural. Allerdings kann ein Plural durchaus mit einer Verbform im Singular stehen, sofern es sich bei dem Plural um ein Neutrum handelt. Das ist in V. 13 der Fall.


"Offenbar" ist das Gegenteil von "geheim/obskur". "Offenbar" bedeutet also hell, unverdächtig, heilvoll, offensichtlich und bekannt.


Weiterführende Literatur:


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V. 14


Beobachtungen:


Der Imperativ "egeire" kann mit "wach auf!" oder "erhebe dich!" übersetzt werden.


Was ist mit "Denn alles, was offenbar wird, ist Licht." gemeint? Das, was aufgedeckt und so offenbar gemacht wird, sind die verschiedenen Arten Fehlverhalten. Bedeutet das, dass offenbar gemachtes Fehlverhalten gut ist? Bedeutet das, dass man zwar nicht im Geheimen Verfehlungen begehen darf, in aller Öffentlichkeit dagegen schon? Das ist schon deswegen äußerst unwahrscheinlich, weil der Verfasser des Eph sehr großen Wert darauf legt, dass das Handeln dem christlichen Glauben entsprechen muss. Gott ist heilig und wird in der Bibel ebenso wie die Christen, die Heiligen, mit Licht assoziiert. Der Gegensatz Finsternis - Licht ist ja gerade auch das Thema von Eph 5,6-14. Also kann das Fehlverhalten selbst kein Licht sein. Wird das Fehlverhalten vielleicht nur vom Licht beschienen, weshalb es aufgedeckt und offenbar wurde? Wird das Licht vom Fehlverhalten vielleicht reflektiert, so dass es dem Betrachter wie Licht erscheint? Das ist unwahrscheinlich, denn alles, was offenbar wird, reflektiert nicht nur Licht und erscheint nicht nur wie Licht, sondern ist Licht. Ist vielleicht gar nicht das Fehlverhalten gemeint, das Licht ist, sondern wird Mission oder Zurechtweisung vorausgesetzt? Ist das Verhalten gemeint, das auf Mission und Zurechtweisung folgt, also christliches Verhalten? Christliches Verhalten wird aber - anders als Fehlverhalten - nicht (vom Licht) aufgedeckt und wird auch nicht offenbar. Von Mission und/oder Zurechtweisung ist nicht, zumindest nicht ausdrücklich, die Rede. Aber - und das führt wohl auf die richtige Fährte - das Offenbarwerden ist die Voraussetzung für Mission (im nichtchristlichen Bereich) und Mahnung und Zurechtweisung (innerhalb der christlichen Gemeinde). Das Offenbarte ist wohl deswegen Licht, weil das Offenbarwerden Besserung ermöglicht, den Weg zu christlichem Verhalten eröffnet und letztendlich zum Heil führt.


"Dio legei" ist wörtlich mit "darum/deshalb sagt er/sie" zu übersetzen. Da aber offen ist, wer sagt, und auch nicht auf Gesagtes im engeren Sinne, sondern auf etwas (auch) Geschriebenes hingewiesen wird, ist hier die Übersetzung "darum/deshalb heißt es" vorzuziehen.


Es folgt ein Zitat, wobei offen bleibt, woher es entnommen ist. Es wird nur deutlich, dass die zitierte Aussage aus dem im Vorhergehenden (insbesondere wohl "Denn alles, was offenbar wird, ist Licht.") geschilderten Sachverhalt folgt. Das Zitat ist ebenso wie der im Vorhergehenden geschilderte Sachverhalt in der Gegenwart unverändert gültig, wie die präsentische Verbform "legei" deutlich macht.

Wörtliche Übereinstimmung mit einer atl. Bibelstelle besteht nicht, ebenso lässt sich keine Kombination von verschiedenen Bibelversen erkennen. In mehreren Texten finden sich jedoch Ähnlichkeiten bezüglich Wortschatz und Formulierungen, und zwar in Jes 26,19; 60,1-2; Jona 1,6. Jes 26,19 spricht von Toten, vom Aufwachen und Aufstehen, Jes 60,1-2 spricht vom Aufstehen, vom Licht, das in der Finsternis strahlend aufgeht, und von der Herrlichkeit des "Herrn", und in Jona 1,6 finden sich als thematische Parallelen der Schlaf, das Aufstehen und das Anrufen Gottes. Hat der Verfasser des Eph diese Verse im Blick gehabt und frei formuliert? Oder hat er eine der Textpassagen in abgewandelter Form zitiert? Oder hat er eine abweichende Textvorlage benutzt? Stammt das Zitat vielleicht aus einem verloren gegangenen außerbiblischen Text, wobei insbesondere an einen aus der Welt der Mysterienreligionen oder an einen apokryphen jüdischen Text zu denken wäre? Oder hat der Verfasser des Eph einen christlichen Text eingebaut, vielleicht eine Passage aus einem Hymnus?


Die Forderung "Wach auf!" ruft dazu auf zu handeln, von einem Zustand zum nächsten überzugehen. Das Aufwachen wird mit dem Aufstehen von den Toten in Verbindung gebracht, womit der Schlaf nicht der eines Lebenden, sondern der eines Toten ist. Dabei ist hier nicht an einen Toten und seinen Todesschlaf im eigentlichen, sondern im existenziellen Sinne gedacht: Der Tote befindet sich nicht im Macht-, Wirk- und Heilsraum Christi, lebt sein Leben also entweder nicht als Christ oder nicht so, wie es von einem Christen zu erwarten ist. Das Aufstehen von den Toten ist also ein aktiver Übergang von einer heillosen Existenz zu einer heilvollen Existenz und zugleich eine Anspielung auf die Vollendung des Heils, die Überwindung des leiblichen Todes (zum existenziellen Wandel vom Toten zum Lebendigen siehe Eph 2,1-7). Das Heil wird mit Licht in Verbindung gebracht, das Heiligkeit und Herrlichkeit zu erkennen gibt. Christus, der "Herr" selbst ist das Licht. Christus ist somit Heiliger, Herrlicher und Heilsspender. Und er ist in einem engen Zusammenhang mit dem heiligen, herrlichen und Heil spendenden Gott zu sehen. Und schließlich sind auch die Christen selbst Licht (vgl. 5,8), sind Heilige, spiegeln Gottes und Christi Herrlichkeit wieder, sind im Macht-, Wirk- und Heilsraum Christi und vermögen heilsam zu wirken, indem sie durch Mission Nichtchristen zu Christus bringen oder durch Mahnung und Zurechtweisung auf Abwegen wandelnde Christen wieder auf den rechten Pfad und damit zur wahren christlichen Existenz zurückhelfen.

Liest man V. 11-14 mit Blick auf das erklärende "Zitat", so geht es zentral darum, durch eigenes Verhalten den Übergang eines Heiden oder frevelhaft lebenden Christen von seiner heillosen Existenz hin zu einer heilvollen Existenz zu bewirken.


Das Verb "epiphauskô" kann "erleuchten", "leuchten" oder "strahlen" bedeuten. Bei dem Personalpronomen "soi" handelt es sich um einen Dativ. Es wird also nicht derjenige, der vom Schlaf aufwacht und von den Toten aufsteht, erleuchtet, sondern Christus "erleuchtet", "leuchtet" oder "erstrahlt" diesem.


Einige Textzeugen lesen "epipsauseis tou Christou" ("... wirst du (den) Christus berühren") statt "epiphausei soi ho Christos" ("... wird dir (der) Christus erstrahlen"). Diese Variante geht wohl auf eine Legende zurück, wonach Adams Schädel auf dem Hügel Golgatha begraben lag (laut Mt 27,33; Mk 15,22; Lk 23,33 und Joh 19,17 bedeutet Golgotha "Schädelstätte"). Beim Kreuzestod Christi hätten dessen Leib und Blut den begrabenen Adam berührt.


„Christus“ ist nicht ein Name im Sinne eines Vor- oder Nachnamens, sondern ein Heilstitel. „Christus“ bedeutet „Gesalbter“ (griechisch: „christos“). Im AT werden Könige, Priester, Propheten und auch kultische Gegenstände gesalbt. Durch die Salbung mit dem Salböl werden sie der rein profanen Welt enthoben und in den Dienst Gottes gestellt, womit sie in die Sphäre des Heils treten. Wenn Jesus als „Christus“ bezeichnet wird, dann wird er als Heilsbringer (Messias, hebr.: māschiaḥ) verstanden. Jesus Christus ist gemäß Paulus insbesondere deshalb Heilsbringer, weil er für die Menschen gestorben und von den Toten auferstanden ist. Er bewirkt Sündenvergebung und ewiges Leben.


Weiterführende Literatur: E. Best 1992, 53-69 befasst sich mit dem dogmatischen und liturgischen Material im Eph unter den Fragestellungen, wie der Verfasser des Eph es aufgegriffen und bearbeitet hat und welches die Gründe dafür sind. Auf S. 67 geht er auf 5,14 ein. Der zitierte Hymnus sei vielleicht von einem christlichen, vom heiligen Geist inspirierten Propheten gesprochen worden. Und weil er nicht allen oder vielen Adressaten des Eph bekannt gewesen sei, sei ihm mittels der Einleitungsformel Autorität verliehen worden.


M. Gourgues 2011, 367-383 geht zunächst den Hinweisen auf einen traditionellen Charakter von Eph 5,14 nach und kommt zu dem Ergebnis, dass es sich wohl um eine formelhafte Wendung hymnischer Gattung handele, die wahrscheinlich der Liturgie der frühen christlichen Gemeinden entnommen sei, allerdings nur bruchstückhaft. Dann befasst er sich mit der Stellung im Rahmen des paränetischen Zusammenhangs des Eph und den Verbindungen zu den Hauptthemen des Eph. Und schließlich geht er der Bedeutung, der Rolle und dem ursprünglichen Beitrag des Verses zum Zusammenhang nach, um herauszufinden, was dies bezüglich des ursprünglichen Zusammenhangs offenbart. Ergebnis bezüglich der Deutung des Verses: Sowohl das Verb „egeirô“ („aufwecken“, „aufwachen“) als auch das Verb „anistêmi“ („aufstehen“, „auferstehen“, „aufstehen lassen“) fänden sich in allen Schichten und Traditionen des NT in einem Bezug zur Auferstehung Christi. Bei Eph 5,14 handele es sich um einen der ältesten Belege des Glaubens an die Auferstehung von den Toten infolge der Auferstehung Christi. Es sei auffällig, dass nicht an erster Stelle die Hoffnung auf die Auferstehung am Ende der Tage verkündet werde, sondern die Gewissheit einer bereits gegenwärtigen Teilhabe an der Auferstehung Christi mittels der geistlichen Tauferfahrung.


Gemäß H. Amirav, E. Fiori 2016, 61-72 lege sich im Hinblick auf V. 14 auf den ersten Blick eine eschatologische Deutung nahe, wonach an die Auferstehung der Toten am Ende der Tage gedacht sei. Auch in Kommentaren der heutigen Zeit werde meist davon ausgegangen, dass ein Bezug auf die Auferstehung vorliege. Allerdings werde seitens der modernen Kommentatoren die Auferstehung auf die Taufe hin gedeutet, die seitens der Christen als eine Auferstehung zu einem neuen Leben verstanden werde. Diese Deutung lasse sich auch am vermuteten liturgischen Hintergrund, der Taufliturgie, festmachen. Die meisten Kirchenväter dagegen, seien es Alexandriner oder Antiochener, würden V. 14 dagegen nicht eschatologisch, sondern moralisch deuten: Die Sünde sei demnach der Tod, von dem es aufzuerstehen gelte, und die Bekehrung und Neuheit des Lebens seien das Aufwachen und Auferstehen.



Literaturübersicht


Amirav, Hagit; Fiori, Emiliano; Early Interpretations of Ephesians 5:14: Patristic Concepts of the Resurrection in Literal and Allegorical Circles, in: J. Verheyden et al. [eds.], "If Christ has not been raised...". Studies on the Reception of the Resurrection Stories and the Belief in the Resurrection in the Early Church (NTOA 115), Göttingen 2016, 61-72

Best, Ernest; The Use of Credal and Liturgical Material in Ephesians, in: M. J. Wilkins et al. [eds.], Worship, Theology and Ministry in the Early Church (JSNT.SS 87), FS R. P. Martin, Sheffield 1992, 53-69

Engberg-Pedersen, Troels; Ephesians 5,12-13: elenchein and Conversion in the New Testament, ZNW 80/1-2 (1989), 89-110

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