Auslegung und Bibliographie zur Bibel


Epheserbrief

Der Brief des Paulus an die Epheser

Eph 4,1-6

Studieren Sie die Bibel! Hier finden Sie einen Einstieg in die wissenschaftliche Auslegung von Bibeltexten mit Literaturangaben.

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Jede Seite enthält eine Übersetzung des jeweiligen Bibeltextes, sowie Beobachtungen (Vorbereitung der Auslegung), Hinweise zu weiterführender Literatur und eine abschließende Literaturübersicht.

Eph 4,1-6



Übersetzung


Eph 4,1-6:1 So ermahne ich euch nun, ich, der Gefangene im Herrn, würdig der Berufung zu wandeln, zu der ihr berufen wurdet, 2 mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, indem ihr einander in Liebe annehmt 3 und euch darum bemüht, die Einheit des Geistes zu wahren im Band des Friedens: 4 Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung, 5 ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, 6 ein Gott und Vater aller, der über allen und durch alle und in allen ist.



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V. 1


Beobachtungen: "Oun" ("daher/nun/also") ist hier im Sinne einer Schlussfolgerung zu verstehen. Aus den vorhergehenden Aussagen und speziell auch aus dem unmittelbar vorhergehenden Lobpreis Gottes (3,20-21) folgen Ermahnungen des Paulus bzw. des Verfassers des Eph (vgl. Röm 12,1). Die Ermahnungen entspringen nicht dem Gutdünken des Paulus bzw. des Verfassers des Eph, sondern der Theologie, in den Aussagen darüber, wer Gott ist und was er tut. Besonderer Bedeutung kommen den Aussagen über die Herrlichkeit Gottes und das mit Christus verbundene Heilsgeschehen zu, die Grundlage des Lobpreises sind.


Das Ermahnen (parakaleô) ist nicht auf moralische Ermahnung einzuschränken, als ginge es in erster Linie darum, Fehlverhalten der Adressaten zu korrigieren. Es handelt sich vielmehr um ein Wortspiel, zu dem auch die Begriffe "klêsis" ("Berufung") und "kaleô" ("rufen") gehören. Der Verfasser des Eph ruft gemäß diesem Wortspiel die Adressaten dazu herbei, würdig der Berufung zu wandeln, zu der sie - wohl von Gott - berufen wurden. Der Verfasser des Eph erinnert sozusagen den Ruf zur Berufung. Die Berufung dürfte sich auf die Berufung zum christlichen Glauben, zum Heil beziehen.


Paulus bzw. der Verfasser des Eph bezeichnet sich als "Gefangener". Ist das wörtlich zu verstehen oder im übertragenen Sinn gemeint? Im wörtlichen Sinn wäre ausgesagt, dass er im Gefängnis sitzt. Im übertragenen Sinn würde die Gefangenschaft bedeuten, dass Paulus bzw. der Verfasser des Eph ein Gefangener Christi Jesu ist. Er kann demnach nicht frei über sein Tun entscheiden, sondern ist an Christus gebunden, an dessen Willen und auch an den Gottes. Angesichts der Tatsache, dass der griechische Begriff "desmios" in den authentischen paulinischen Briefen und in den Paulus betreffenden Passagen der Apostelgeschichte stets mit Sicherheit oder einer gewissen Wahrscheinlichkeit den im wörtlichen Sinn Gefangenen (genau genommen: Gefesselten) meint (vgl. Phlm 1,1.9; Apg 16,25.27; 23,18; 25,14.27; 28,17), ist hier eher von der wörtlichen Bedeutung auszugehen.

Im Gegensatz zu 3,1 bezeichnet sich Paulus bzw. der Verfasser des Eph in 4,1 nicht als "Gefangener (des) Christi Jesu", sondern als "Gefangener im Herrn". Dabei dürfte sich der Titel "Herr" hier auf Jesus Christus (= Christus Jesus) beziehen. Die Präposition "en" ist hier wohl mit "im" zu übersetzen und dürfte einen Macht- und Wirkraum bezeichnen. Paulus bzw. der Verfasser des Eph befindet sich im Macht- und Wirkraum des "Herrn". Der Gefängnisaufenthalt ist Bestandteil des Dienstes und somit nicht einfach nur Elend, sondern in erster Linie im Lichte des Heils zu sehen.


Weiterführende Literatur: Zur Mission Christi und der Christen im Eph siehe C. Basevi 1990, 27-55. Ergebnis: Die „Mission“ sei in erster Linie Christus zuzuschreiben. Die „Mission“ Christi sei es, mit seinem Tod und seiner Auferstehung die „Fülle“ zu ermöglichen, und zwar sowohl im Hinblick auf die Kirche als Leib Christi als auch im Hinblick auf den vollkommenen, reifen Menschen. Die „Mission“ gehe auf die Kirche als „Fülle“ Christi über. Sie wachse und verbreite sich, wobei alle Christen die Heiligkeit nicht nur empfangen, sondern sie auch in die Welt hineintragen sollten. Das Ziel der Christen sei es, durch das eigene Leben die Herrlichkeit Christi zu bekunden. So erfülle Christus in perfekter Weise alle Dinge und sei schließlich die Perfektion aller Dinge.


Laut H. Merklein 1981, 194-210 sei Eph 4,1-5,20 als Rezeption von Kol 3,1-17 zu verstehen. Genauer sei diese Rezeption als Transformation zu beschreiben, die sich aus der Verschiebung der Antithetik "irdisch vs himmlisch = christlich" (Kol) zu "heidnisch vs christlich" (Eph) ergebe. Da die Antithetik "heidnisch vs. christlich" nicht nur die Paränese (Eph 4,1-5,20), sondern auch die theologischen Ausführungen (besonders Eph 2,11-22; aber auch Eph 3) des Epheserbriefes beherrsche, sei mit einer einheitlichen Pragmatik des ganzes Briefes zu rechnen. Die dazugehörige Kommunikationssituation lasse sich allerdings nur noch hypothetisch erheben. Manches spreche dafür, dass der Autor des Epheserbriefes sich an ein Heidenchristentum wendet, das aus dem "gesetzesfreien" paulinischen Evangelium falsche Folgerungen gezogen hatte. Die "Emanzipation" der heidenchristlichen Kirche vom Gesetz habe gedroht, die theologisch-heilsgeschichtliche Bindung der Kirche an Israel in Vergessenheit geraten zu lassen, und habe auf sittlichem Gebiet die Gefahr des Rückfalls in heidnisches Leben mit sich gebracht. Von daher erkläre sich sowohl die theologische als auch die paränetische Intention des Epheserbriefes und lasse ihn als einen textpragmatisch einheitlichen Text erscheinen.


L. M. White 1987, 209-228 verortet die theologischen Vorstellungen und Begriffe Eph 4,1-16 hinsichtlich sozialer Organisation, Leitung und Gemeindeaufbau im Kontext der Hausgemeinden.


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V. 2


Beobachtungen: Die Begriffe "tapeinophrosynê" ("Demut"), "prautês" ("Sanftmut") und "makrothymia" ("Langmut") tauchen in dieser Reihenfolge auch in Kol 3,12 auf. Möglicherweise ist Eph 4,2 mit Blick auf Kol 3,12 formuliert worden. Dabei werden die drei Begriffe nicht einfach aufgezählt, sondern die Demut und die Sanftmut sind hier als ein Paar zusammengefasst, das durch den Langmut ergänzt wird. Möglicherweise bezieht sich der Langmut in besonderer Weise auf das Gemeindeleben, in dem die Gemeindeglieder einander in Liebe annehmen sollen. Angesichts der Verschiedenheit der Charaktere der Gemeindeglieder ist Langmut gegenüber der Andersartigkeit der Glaubensgenossen vonnöten, soll es nicht ständig zu Konflikten kommen.


Die Demut (tapeinophrosynê) ist eine Haltung, die Paulus hochschätzt und auch in Eph als eine dem "neuen Menschen" geziemende Haltung erscheint. Dabei geht es nicht um Unterwürfigkeit und Duckmäusertum. Gemeint ist vielmehr ein Verhalten, das den Interessen und dem Ansehen des Mitmenschen besonderes Gewicht gibt und höher erscheinen lässt als die eigenen Interessen und das eigene Ansehen. Ein solches Verhalten schafft und bewahrt Gemeinschaft. Zudem geht es um das heilsame Erkennen und Akzeptieren der eigenen Grenzen. Dass Paulus bzw. der Verfasser des Eph die Demut so hochschätzt, ist insofern bemerkenswert, als in der antiken Gesellschaft des Römischen Reiches dem Erwerb von Ehre und Ansehen große Bedeutung beigemessen wurde.


Unter „prautês“ ist die milde und sanftmütige Freundlichkeit zu verstehen. Voraussetzung für eine solche Freundlichkeit ist die Fähigkeit des Menschen, seine Gefühle zu beherrschen. Auf diese Weise wird er davor bewahrt, seinen Mitmenschen durch gehässige Äußerungen und Zornesausbrüche zu verletzen.


Der Begriff „makrothymia“ ist als Langmut, als nachsichtige Geduld angesichts der Schwächen der Mitmenschen zu verstehen. Eine solche Langmut trägt zum Frieden in der Gemeinde bei, weil sich die Gemeindeglieder untereinander trotz ihrer Schwächen achten. Ein solches Verhalten ist eine Antwort auf den Langmut Gottes, der gegenüber den menschlichen Sünden nachsichtig ist und sie vergibt.


Weiterführende Literatur: E.-M. Becker 2015, 178-184 geht im Rahmen ihres Buches über den Begriff der Demut bei Paulus auch auf den Deutero-Paulinismus, Kol und Eph, ein. Eph 4,2 greife besonders im Blick auf die Verknüpfung von Sanftmut, Demut und Langmut auf Kol 3,12ff. zurück, bewege sich darüber hinaus aber in einem ekklesiologischen und ethischen Diskurs, der zudem die Kenntnis von Phil und 1 Kor wahrscheinlich mache.


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V. 3


Beobachtungen: Es ist fraglich, ob mit dem "Geist" der Geist Gottes, der heilige Geist, gemeint ist oder der menschliche Geist, die Gesinnung. Vermutlich ist beides gemeint. "Einheit des Geistes" kann so verstanden werden, dass der Genitiv "des Geistes" die Quelle, den Ursprung angibt. Demnach hätte die Einheit im (heiligen) Geist ihren Ursprung, die Einheit wird vom (heiligen) Geist gewirkt. Der Genitiv "des Geistes" kann aber auch angeben, was einheitlich ist: der Geist. Demnach bewirkt der (heilige) Geist die Einheit des (menschlichen) Geistes, der (menschlichen) Gesinnung. Diese (menschliche) Gesinnung ist im Rahmen des Glaubens gedacht, im Sinne der Einheit der Kirche. Die Einheit des (menschlichen) Geistes wird vorausgesetzt und soll gewahrt werden.


"Band des Friedens" ist wohl so zu verstehen, dass der Friede selbst das Band darstellt, das die Gläubigen, die Kirche zusammenhält. Doch wer oder was ist der Friede? Die Antwort findet sich in 2,14: Christus ist der Friede. Christus ist also derjenige, der die Gläubigen, die Kirche zusammenhält.


Weiterführende Literatur: D. Rode 2006, 53-59 befasst sich mit Eph 4,1-6 und untersucht das Verhältnis zwischen dem heiligen Geist und der Einheit und dem Fortschritt der Kirche. Einheit und Wachstum der Kirche würden durch Handlungen Gottes bewirkt. Einheit und gesundes Wachstum des lebendigen Körpers Christi gingen also ursächlich auf die Trinität zurück, müssten jedoch durch die Kirche bewahrt werden.


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V. 4


Beobachtungen: Die V. 4-6 geben die Grundlage der Einheit an. Diese besteht aus sieben Säulen, die wiederum drei Ebenen betreffen: V. 4 nennt die drei Säulen, die die Kirche betreffen, V. 5 nennt die drei Säulen, die den "Herrn" Christus betreffen und V. 6 nennt die eine Säule, die Gott Vater betrifft.


Gemäß Eph 1,22-23 ist die Kirche der Leib Christi. Sie dürfte somit der eine Leib sein. Die Einheit sieht keine verschiedenen Kirchen vor, keine verschiedenen Konfessionen. Es gibt gemäß dem Eph nur die von Christus zusammengehaltene eine Kirche, die es zu wahren gilt.


Das Christsein ist als eine Berufung verstanden. Man überlegt sich nicht selbst und entscheidet aus eigenem Antrieb heraus Christ zu werden, sondern man wird - von Gott - berufen. Man wird auf ein Ziel hin berufen, nämlich auf die Hoffnung hin. Der Begriff "Hoffnung" bezeichnet wohl weniger das Hoffen selbst als das Erhoffte. Das Erhoffte wird in 4,1-6 nicht genauer bestimmt, dürfte aber ganz allgemein als Heil zu charakterisieren sein. Das Erhoffte ist nicht im Sinne eines großen Wunschkonzertes zu verstehen, wonach sich jeder Christ ganz individuell etwas wünscht. Vielmehr ist das Erhoffte einheitlich zu verstehen: Alle Christen erhoffen dasselbe Heil.


Weiterführende Literatur: E. Best 1992, 53-69 befasst sich mit dem dogmatischen und liturgischen Material im Eph unter den Fragestellungen, wie der Verfasser des Eph es aufgegriffen und bearbeitet hat und welches die Gründe dafür sind. Auf S. 65-66 geht er auf 4,4-6 ein und kommt zu dem Ergebnis, dass hier vermutlich Traditionsmaterial übernommen und dabei an die Argumentation des Eph angepasst worden sei.


R. Lemmer 1998, 459-495 befasst sich mit der Leib Christi – Metapher im Eph und geht knapp auf folgende Texte ein: 1,20-23; 2,16-22; 3,3-6; 3,9-12; 3,14-21; 4,3-6; 4,12-16; 5,23-30.


Auf das Konzept der Kirche als „Leib Christi“ als Schlüsselelement der paulinischen Theologie geht J. L. Breed 1985, 9-32 ein, wobei die biblischen Schlüsseltexte (S. 17-18: Eph 4,1-16) und die Schlüsselbegriffe im Mittelpunkt stehen.


Gemäß R. Penna 1984, 190-206 sei die Hoffnung der Christen von einem Paradox geprägt: Einerseits liege sie in der Taufe begründet, die den Christen mit Christus vereine und als Erfüllung der alten Verheißungen verstanden werde. Andererseits sei ihr eine eschatologische Ausrichtung eigen, gegründet auf der Auferstehung Jesu von den Toten und auf der Gabe des heiligen Geistes als Angeld. All dies habe eine kirchliche Dimension, denn die Hoffnung des einzelnen Getauften sei an die Hoffnung der gesamten christlichen Gemeinschaft gebunden.


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V. 5


Beobachtungen: Es gibt nur einen einzigen "Herrn" der Christen, und das ist Jesus Christus (vgl. V. 1). Der eine "Herr" ist der Grund des einen Glaubens. "Ein Glaube" ist dabei nicht universal gedacht, denn es gab damals wie auch heute verschiedenen Glauben. So war Paulus bzw. dem Verfasser des Eph bewusst, dass die meisten Menschen zu seinen Lebzeiten keine Christen waren, sondern Anhänger eines heidnischen Glaubens oder Juden. Aber Paulus bzw. der Verfasser des Eph erkennt nur Christus als "Herrn" an, nicht den römischen Kaiser oder heidnische Götter. Die Taufe bringt die Annahme des Glaubens an diesen "Herrn" symbolhaft zum Ausdruck. Es gibt nur eine Taufe und nicht verschiedene. Es spielt also keine Rolle, wie die Taufe genau beschaffen ist, und auch die Frage, ob Wassertaufe oder Geisttaufe ist hier ohne Belang.


Weiterführende Literatur:


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V. 6


Beobachtungen: Wenn Paulus bzw. der Verfasser des Eph davon spricht, dass es nur einen einzigen Gott gibt - dies ist auch die zentrale Aussage des jüdischen Gebetes Schma Jisrael Dtn 6,4-5 -, so bedeutet das nicht, dass er von anderen Göttern nichts wüsste. Es bedeutet vielmehr, dass er diese Götter nicht als Götter anerkennt, sondern sie als Nichtse ansieht. Und weil das Christentum und das Judentum erst ganz am Anfang eines Prozesses der Entfremdung stehen, wird auch der Gott der Christen nicht vom Gott der Juden getrennt. Der Gott Israels ist zugleich der Gott der Christen, er ist "der Gott". Folglich ist durch den ganzen Eph hindurch und auch in den anderen Schriften des NT von "dem Gott" die Rede.


"Pantôn" kann Maskulinum oder Neutrum sein, also mit "aller/allen/alle" oder mit "alles/allem" übersetzt werden. Es können also alle Menschen oder alle Dinge und Lebewesen gemeint sein, also alles ("das All"). Es ist davon auszugehen, dass den ganzen V. 6 hindurch das gleiche Geschlecht vorliegt. Für ein Maskulinum spricht insbesondere, dass Gott im Eph als Vater der Christen (1,2) und Jesu Christi (1,3) angesehen wird. Allerdings ist in 3,15 die Vaterschaft weiter gefasst: Es scheint verschiedenste "Vaterschaften" zu geben. In 4,7 wird der Blick aber wieder eingeengt und es heißt "einem jeden von uns". Ist daraus zu schließen, dass in 4,6 nur Menschen, speziell Christen, im Blick sind? Folgt man dieser Deutung, dann ist Gott transzendent über allen Menschen bzw. Gläubigen, dann sind die Menschen bzw. Gläubigen seine Werkzeuge, durch die er wirkt, und dann sind sie seine Wohnstatt.

Deutet man die Vaterschaft jedoch mit Blick auf 3,15 weiter, dann kommen Schöpfung, Herrschaft und Wirkmacht in den Blick - und all dies betrifft alles (= das All). Aussagen mit universalem Charakter finden sich mehrfach im Eph: So heißt es in 3,10, dass Gott schließlich alles, was in den Himmeln und auf der Erde ist, in Christus zusammenfassen werde. In 1,22 heißt es, dass Gott alles unter seine Füße getan und Christus als Haupt über alles der Kirche gegeben hat. Und in 3,9 wird Gott schließlich als Schöpfer von allem (= des Alls) bezeichnet. Folgt man dieser universalen Deutung, dann ist Gott transzendent über allem, dann wirkt Gott durch alles und dann ist alles seine Wohnstatt. Eine Entscheidung zwischen beiden Deutungen fällt im Hinblick auf 4,6 schwer. Im engen Zusammenhang 4,1-16 ist wohl eher ein Bezug nur auf Menschen, speziell Christen, gegeben, jedoch klingt bei Berücksichtigung des gesamten Eph ein universaler Bezug mit.


Eine Variante beseitigt die Unklarheit durch die Hinfügung von "hêmin" ("uns") nach "en pasin" ("in allem/allen"). Demnach ist der Schluss von V. 6 mit "in uns allen" zu übersetzen. Allerdings ist die Variante nicht so gut bezeugt wie der von Nestle-Aland, 27. Aufl. gebotene Text. Außerdem spricht einiges dafür, dass es sich um eine nachträgliche Zufügung handelt: Die Variante "in uns allen" kann nämlich so erklärt werden, dass eine Anpassung an V. 7 erfolgt ist, der sich nur auf Menschen bzw. Christen bezieht. Außerdem kann die Variante als Verdeutlichung verstanden werden, dass Gott Vater nur der Christen (zu denen Paulus bzw. der Verfasser und die Adressaten gehören) ist und nur in diesen wohnt.


Weiterführende Literatur:



Literaturübersicht


Basevi, Claudio; La missione di Cristo e dei cristaianinella Lettera agli Efesini. Una lettura di Ef 4,1-25, RivBib 38/1 (1990), 27-55

Becker, Eve-Marie; Der Begriff der Demut bei Paulus, Tübingen 2015

Best, Ernest; The Use of Credal and Liturgical Material in Ephesians, in: M. J. Wilkins et al. [eds.], Worship, Theology and Ministry in the Early Church (JSNT.SS 87), FS R. P. Martin, Sheffield 1992, 53-69

Breed, James L.; The Church as the “Body of Christ”: A Pauline Analogy, TRB 6/2 (1985), 9-32

Lemmer, Richard; Hê oikonomia tou mystêriou tou apokekrymmenou en tô Theô Understanding "Body of Christ" in the Letter to the Ephesians, Neotest. 32/2 (1998), 459-495

Merklein, Helmut; Eph 4,1-5,20 als Rezeption von Kol 3,1-17 (zugleich ein Beitrag zur Pragmatik des Epheserbriefes), in: P.-G. Müller, W. Stenger [Hrsg.], Kontinuität und Einheit, FS F. Mußner, Freiburg i. Br. – Basel – Wien 1981, 194-210

Penna, Romano; „La speranza alla quale siete stati chiamati“ (Ef 4,4), PSV 9 (1984), 190-206 (= Penna, Romano; Paolo scriba di Gesù, Bologna 2009, 115-127)

Rode, Daniel; Unidad y crecimiento eclesiológicos causados por la acción del Espíritu Santo según Efesios 4:1-6, DavarLogos 5/1 (2006), 53-59

White, L. Michael; Social Authority in the House Church Setting and Ephesians 4:1-16, RQ 29/4 (1987), 209-228

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