Auslegung und Bibliographie zur Bibel


Epheserbrief

Der Brief des Paulus an die Epheser

Eph 6,21-24

Studieren Sie die Bibel! Hier finden Sie einen Einstieg in die wissenschaftliche Auslegung von Bibeltexten mit Literaturangaben.

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Jede Seite enthält eine Übersetzung des jeweiligen Bibeltextes, sowie Beobachtungen (Vorbereitung der Auslegung), Hinweise zu weiterführender Literatur und eine abschließende Literaturübersicht.

Eph 6,21-24



Übersetzung


Eph 6,21-24 :21 Damit aber auch ihr wisst, wie es mir geht [und] was ich mache, wird euch Tychikus alles mitteilen, der geliebte Bruder und treue Diener im Herrn, 22 den ich ebendeshalb zu euch gesandt habe, damit ihr erfahrt, wie es um uns steht, und er eure Herzen tröste. 23 Friede den Geschwistern und Liebe mit Glauben von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. 24 Die Gnade sei mit allen, die unseren Herrn Jesus Christus lieben, in Unvergänglichkeit.



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V. 21


Beobachtungen: Eph 6,21-22 ist fast wortgleich mit Kol 4,7-8. Allerdings beginnt Eph 6,21 mit "Damit aber auch ihr wisst, ...", was in Kol 4,7 fehlt. Kol 4,7 beginnt mit "ta kat' eme panta", was mit "alles was mich betrifft" übersetzt werden kann. Diese Formulierung findet sich in Eph 6,21 auch, aber mit dem Zusatz "ti prassô" ("was ich mache") zwischen "ta kat' eme" ("was mich betrifft") und "panta" ("alles"). Darauf folgt in beiden Versen "gnôrisei hymin Tychikos" ("wird euch Tychikos mitteilen"). Der Zusatz hat Bedeutung für die Übersetzung von "ta kat' eme ... panta" in Eph 6,21, nämlich insofern, als hier - anders als in Kol 4,7 - die Übersetzung "alles was mich betrifft" nicht nahe liegt. Vielmehr liegt es hier nahe, die Formulierung "ta kat' eme" ("was mich betrifft") und "ti prassô" ("was ich mache") in einem Zuge zu lesen und zu übersetzen. Die Übersetzung lautet dann nicht "was mich betrifft, was ich mache", sondern besser "wie es mir geht [und] was ich mache".


"Auch ihr" weist darauf hin, dass auch andere Christen über das Ergehen des Verfassers des Eph informiert worden sind. Dies kann mündlich oder - wahrscheinlicher noch - schriftlich geschehen sein. Es ist durchaus möglich, dass der Verfasser des Eph an den Kol denkt, der vermutlich ebenfalls von Tychikus überbracht worden ist.


"Bruder" dürfte hier nicht im Sinne von "leiblicher Bruder" zu verstehen sein, sondern im Sinne von "Glaubensbruder". Paulus bzw. der Verfasser des Eph und Tychikus sind also beide Christen und somit durch das Band des Glaubens "verwandtschaftlich" verbunden. In diesem geistlichen Sinne dürfte auch "geliebter" zu verstehen sein. Tychikus ist nicht nur ein Glaubensbruder, sondern auch ein Mitarbeiter des Paulus bzw. Verfassers des Eph, womit die beiden in besonderem Maße verbunden sind. Die Liebe wird als ein wesentliches Merkmal christlichen Umgangs - insbesondere des Umgangs der Christen untereinander! - verstanden. Romantische, erotische oder sexuelle Liebe kommt nicht in den Blick.


In Eph 6,21 ist "pistos" ("treu/zuverlässig/gläubig") wohl nicht auf den Glauben, sondern auf die missionarische Tätigkeit des Tychikus zu beziehen. Das heißt, dass Tychikus ein treuer - d. h. zuverlässiger - Diener ist, und zwar ein "treuer Diener im Herrn". Dabei kann der "Herr" sowohl Gott als auch Christus sein, wobei 1,2 eher für Christus spricht. Als "Diener im Herrn" oder "Diener im Herrn" ist er natürlich auch gläubig. Die Formulierung "Diener im Herrn" enthält - anders als die Formulierung "Diener des Herrn" - nicht nur eine Aussage dazu, wem Tychikus dient, sondern auch dazu, in welchem Wirk-, Macht und Heilsbereich er dient.

Anders als in Kol 4,7 wird in Eph 6,21 nicht gesagt, dass Tychikus ein "Mitsklave" ist. Der Grund für diese Auslassung ist unklar.


Der Titel „Herr“ gibt ein Herrschaftsverhältnis an: Der „Herr“ herrscht über seine Diener/Sklaven, die ihm bedingungslos zu dienen haben. Im Römischen Reich galt der Sklave als Sache. Der „Herr“ konnte also am Sklaven Willkür walten lassen. Allerdings erscheint Jesus Christus (oder: Gott) nicht als ein willkürlicher „Herr“, sondern vielmehr als einer, der seinen Sklaven für ihren Dienst Heil zukommen lässt. Der Sklave/Diener Jesu Christi (oder: Gottes) gehört also zu den sozial privilegierten Sklaven/Dienern. Der Aspekt der Gegenseitigkeit, wie er für das römische Klientelverhältnis typisch ist, spielt eine entscheidende Rolle: Der „Herr“ übt über seine Untergebenen (= Klienten) Macht aus, ist zugleich aber deren Schutzherr. Die Untergebenen wiederum sind dem „Herrn“ dafür zum Dienst verpflichtet. Die Christen befinden sich demnach also in der machtvollen Heilssphäre Jesu Christi ("im Herrn / in Christus"), dem sie untergeben sind und dienen.


Tychikus wird zwar zusätzlich zu Eph 6,21 an mehreren Stellen im NT genannt. So wird in Apg 20,4 Tychikus als einer der Begleiter des Paulus bei seiner Rückreise von Griechenland über Makedonien erwähnt, wobei er gemäß 20,5 aus einem nicht genannten Grund nach Troas vorausgereist sein dürfte. Der Verfasser der Apg liefert zu Tychikus die Information, dass er aus der römischen Provinz Asien (= Asia) stammte. Die Verbindung mit der Provinz Asien begründet wohl auch die Nennung des Tychikus im Epheserbrief (6,21) und im Kolosserbrief (4,7). Da Tychikus aus der Provinz Asien stammte und sowohl Ephesus als auch Kolossä in der Provinz Asien lagen, scheint Tychikus ein geeigneter Berichterstatter gewesen zu sein. Eine Identifikation des in Apg 20,4 genannten Tychikus mit dem in Eph 6,21 und Kol 4,7 genannten liegt nahe. Da die Apostelgeschichte aber von einem anderen Verfasser stammen dürfte als der Epheser- und der Kolosserbrief, können die verschiedenen Aussagen für die Konstruktion eines historisch korrekten Tychikusbildes nicht ohne weiteres kombiniert werden. Vorsicht ist insbesondere auch deshalb angebracht, weil die paulinische Verfasserschaft bezüglich der Apg ausgeschlossen und bezüglich des Epheser- und Kolosserbriefes zumindest fraglich ist. Wenn die Informationen über Tychikus aber nicht von Paulus selbst stammen, sondern von Dritten, stellen sich aber die Fragen, welches die Quellen der Informationen waren und ob sie historisch zuverlässig waren. Diese Fragen stellen sich insbesondere auch bezüglich der Aussagen des Zweiten Timotheusbriefes und des Titusbriefes, die beide erst einige Jahrzehnte nach den in der Apg geschilderten Ereignissen verfasst worden sein dürften und – trotz der vorgeblichen Verfasserschaft - weder vom Verfasser der Apg noch von Paulus selbst stammen. Gemäß 2 Tim 4,12 hat Paulus den Tychikus nach Ephesus gesandt und gemäß Tit 3,12 werde Paulus den Tychikus zu Titus senden. Auch diese beiden Textstellen scheinen den in Apg 20,4 genannten Tychikus im Blick zu haben, ohne dass die verschiedenen Aussagen ohne weiteres zu einem historisch korrekten Tychikusbild kombiniert werden können.


Weiterführende Literatur:


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V. 22


Beobachtungen: V. 22 beginnt mit einem Relativpronomen (hos = den/welchen). Dieses leitet einen Relativsatz ein, den man mittels der Übersetzung "... den ich ebendeshalb zu euch gesandt habe,..." in den Kettensatz einfügen kann. Man kann aber auch vor dem Relativsatz einen Punkt setzen und dann einen neuen Satz ansetzen: "Ihn habe ich ebendeshalb zu euch gesandt,...". Letzteres ist dann ratsam, wenn der Kettensatz noch weitergeht. Das ist in Kol 4,7-9 der Fall, wo der Verfasser des Kol noch auf Onesimus zu sprechen kommt. In Eph 6,21-22 dagegen geht der Verfasser nicht mehr auf Onesimus ein und der Kettensatz ist kürzer. Insofern kann hier die Übersetzung "... den ich ebendeshalb zu euch gesandt habe,..." gewählt werden, ohne dass der Kettensatz zu lang wird und damit beim Vorlesen oder Lesen (z. B. im Bibelkreis oder Gottesdienst) ermüdet.

Onesimus dürfte deswegen ausgelassen worden sein, weil er in Kol 4,9 ausdrücklich mit Kolossä verbunden wird. Weil Kolossä im Eph keine Rolle spielt, sah der Verfasser des Eph für seine Erwähnung keine Notwendigkeit. Ein einziger Überbringer des Briefes reichte für seine Darstellung, und dieser dürfte Tychikus sein. Dessen Erwähnung passt im Eph, weil er aus der Provinz Asien (= Asia) stammt, deren Hauptstadt Ephesus ist.


Die Verbform "epempsa" ist ein Aorist und insofern mit "ich habe gesandt" zu übersetzen. Es handelt sich also um eine Vergangenheitsform. Die Sendung des Tychikus ist also bereits erfolgt. Aber ist sie bereits vor der Abfassung des Briefes erfolgt? Oder schreibt Paulus bzw. der Verfasser des Eph aus Sicht der Adressaten und will sagen, dass Tychikus gesandt ist, wenn sie den Brief erhalten? Im ersteren Fall kann Tychikus nicht der Überbringer des Briefes sein, sondern wäre vorausgereist. In letzterem Fall könnte er durchaus der Überbringer des Briefes sein. Soll Letzteres betont werden, kann die Übersetzung "ich sende" gewählt werden.


Der Plural "uns" in der Formulierung "wie es um uns steht" erstaunt insofern, als es in V. 21 noch "wie es mir geht [und] was ich mache" geheißen hat. Geht es nur um das Ergehen von Paulus oder auch um das Ergehen anderer Christen, möglicherweise seiner Mitstreiter? Ein wichtiger Mitstreiter ist Tychikus selbst. Dieser ist hier möglicherweise nicht nur als Überbringer des Briefes gedacht, sondern auch als Erzählender, der auch über sein eigenes Ergehen erzählt. Der Plural "uns" in V. 22 könnte aber auch ein literarisches Stilmittel sein und nur den Verfasser des Eph meinen. Bedenkt man, dass Eph 6,22 ein Zitat von Kol 4,8 ist, dann ist auch Folgendes zu bedenken: In Kol 4,8 kann der Plural "uns" Paulus bzw. den Verfasser des Kol und den (in Kol 1,1) als Mitverfasser genannten Timotheus meinen. Der Verfasser des Eph könnte den Plural einfach übernommen und dabei offen gelassen haben, auf wen sich der Plural im neuen Zusammenhang bezieht.


Das Herz erscheint als Ort der sorgenvollen Gedanken und Gefühle, als Ort der Innerlichkeit. Wenn Tychikus die Aufgabe hat, die "Herzen zu trösten" - das Verb "parakaleô" kann auch "ermahnen" bedeuten, aber um Ermahnung geht es hier sicher nicht -, dann hat er sicherlich positive Nachrichten zu überbringen. "Trost" ist sicherlich nicht so zu verstehen, dass die Adressaten aufgrund eines schrecklichen Zwischenfalls des herzlichen Beileids bedürfen oder getröstet werden müssen, sondern im Sinne einer Beruhigung oder Ermutigung. Der Verfasser des Eph ist zwar in Ketten, also in Gefangenschaft (vgl. Eph 6,20), jedoch lebt er noch und kann auch noch freigelassen werden. Die Adressaten brauchen also nicht zu befürchten, dass die Gemeinde und möglicherweise die ganze christliche Gemeinschaft durch einen bevorstehenden Tod des Verfassers des Eph geschwächt wird und angesichts der Konflikte mit Nichtchristen und Irrlehrern in schwierige Zeiten gerät. Die genaueren Umstände stehen nicht im Brief, sondern soll Tychikus den Ephesern mündlich mitteilen.


Weiterführende Literatur: Der nachapostolischen Situation entsprechend verwendeten gemäß F. Schnider, W. Stenger 1987, 103 sowohl der Kolosser- als auch der Epheserbrief die schon von Paulus selbst modifizierte Form der apostolischen Parusie (in kontextueller Verbindung mit der Briefschlussparänese), nämlich die Ankündigung des Besuchs eines apostolischen Gesandten (Kol 4,7-8; Eph 6,21-22; vgl. 1 Kor 16,10-11; 2 Kor 12,18-19; Phil 2,19-24) und die Rücksendung eines Gemeindevertreters (Kol 4,9; vgl. Phil 2,25-30). Im Unterschied zu Paulus freilich, der seine Schüler zu den Gemeinden sende, um selbst über deren Zustand unterrichtet zu werden (1 Kor 16,11; Phil 2,19; 1 Thess 3,5), werde im Kol und Eph Tychikus zur Gemeinde gesandt, "damit ihr erfahrt, wie es um uns steht" (Eph 6,22; Kol 4,8).


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V. 23


Beobachtungen: Eph 6,23-24 enthält einen abschließenden Segenswunsch, wie er sich kürzer und in anderem Wortlaut schon in 1,2 gefunden hat. Der Segenswunsch ist in einen Friedenswunsch (V. 23) und in einen Gnadenwunsch (V. 24) untergliedert.


Der Friedenswunsch findet sich auch in den Briefanfängen der gemeinhin für echt gehaltenen Paulusbriefe, und zwar im Wortlaut "Friede von Gott, unserem Vater, und [dem] Herrn Jesus Christus" (vgl. Röm 1,7; 1 Kor 1,3 u. a.). Eph 6,23 spricht von "Gott, dem Vater", wobei aus dem Zusammenhang hervorgeht, dass "unser Vater" gemeint ist.


Es wird nicht gesagt, von wem der Friede ist. Weil aber ausdrücklich gesagt wird, dass die "Liebe mit Glauben" von "Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus" stammt, liegt die Annahme nahe, dass auch der Friede von "Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus" stammt. Mit dem Frieden ist vermutlich kein seelischer Zustand gemeint, aus dem der Friede der Christen untereinander resultiert, sondern das durch Jesus Christus bereinigte Verhältnis zu Gott.


"Geschwister“ meint hier nicht leibliche Geschwister, sondern Glaubensgeschwister, nämlich Christinnen und Christen. Bei dem Substantiv „adelphoi“ handelt es sich zwar um eine maskuline Form, die zunächst mit „Brüder“ zu übersetzen ist, jedoch sind hier vermutlich auch die „Schwestern“ eingeschlossen. Dass diese unkenntlich bleiben, liegt an der männerzentrierten Sprache, die gemischtgeschlechtliche Gruppen als reine Männergruppen erscheinen lässt.


"Den Geschwistern" ist unpersönlicher als "euch". Warum schreibt der Verfasser des Eph nicht "euch"? Möglicherweise hängt das damit zusammen, dass der Eph in Wirklichkeit kein Brief nur an eine einzige Gemeinde ist, sondern ein Rundschreiben (vgl. Beobachtungen zu 1,1). Die Formulierung "den Geschwistern" weist über eine einzelne Gemeinde hinaus und bezieht Geschwister in anderen Gemeinden mit ein.

Papyrus 46 liest "den Heiligen" statt "den Geschwistern". Weil aber mit den "Heiligen" ebenso wie mit den "Geschwistern" Christinnen und Christen gemeint sind, liegt kein Bedeutungsunterschied vor. Es wird nur eben nicht die - im religiösen Sinne - verwandtschaftliche Beziehung durch den verbindenden Glauben betont, sondern die Heiligkeit aufgrund der Sündenvergebung und Nachfolge Jesu.


Die Erwähnung der Liebe zusätzlich zum Frieden und zur Gnade ist eine Besonderheit des Eph im Vergleich mit den gemeinhin für echt gehaltenen Paulusbriefen und dem Kolosserbrief. Die Liebe ist etwas, was das gesamte Leben der Christen prägen soll. Vorbild ist die Liebe Gottes bzw. Christi (vgl. 3,17-19; 5,1-2). Von Gott bzw. Christus kommt die Liebe her. Christi Liebe wird nicht an Christi irdischem Leben, an seiner Nächstenliebe festgemacht, sondern an seinem Kreuzestod für die Menschen. Dieser steht für Liebe und Sündenvergebung gleichermaßen. Aber die Liebe kommt nicht nur von Gott bzw. Christus zu den Menschen - speziell Christen -, sondern sie soll (zusätzlich zur Nächstenliebe) auch das Verhältnis der Menschen zu Gott bzw. Christus prägen (vgl. 6,24 und die Beobachtungen zu 3,17). Weil sich die Liebe im Glauben zeigt, verbindet der Verfasser des Eph die Liebe mit dem Glauben. Aber auch der Glaube ist nichts Einseitiges. Nun glauben die Menschen - speziell Christen - zwar an Gott bzw. Christus, aber glaubt denn Gott bzw. Christus an die Menschen? Es ist zu bedenken, dass der Begriff "pistis" nicht nur den "Glauben" meint, sondern auch die "Treue". Die Formulierung "agapê meta pisteôs" kann also nicht nur mit "Liebe mit Glauben", sondern auch mit "Liebe mit Treue" übersetzt werden. Wenn man auch nicht sagen kann, dass Gott bzw. Christus an die Menschen - speziell die Christen -, glaubt, so kann man doch sagen, dass Gott bzw. Christus den Menschen - speziell den Christen - treu ist. Menschen, die an Gott bzw. Christus glauben, können sich darauf verlassen, dass sie tatsächlich von ihm Heil empfangen. Das Heil kommt ebenso wie die Liebe von Gott bzw. Christus.


Weiterführende Literatur:


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V. 24


Beobachtungen: Auch bezüglich der Formulierung "mit allen, die unseren Herrn Jesus Christus lieben" fällt auf, dass sie unpersönlich ist - unpersönlicher als die Formulierung "mit euch", die der Verfasser des Eph ebenfalls hätte wählen können. Auch sie könnte gewählt sein, weil der Eph kein Brief an eine einzige Gemeinde, sondern ein Rundschreiben ist (vgl. Beobachtungen zu 1,1). Ebenso könnte sie gewählt sein, weil damit nochmals die so zentrale Liebe zur Sprache kommt und unterstrichen wird, dass die Liebe nicht nur von Gott bzw. Christus ausgeht, sondern darüber hinaus von den Christen, also "allen, die unseren Herrn Jesus Christus lieben", erwidert wird.


Worauf bezieht sich die Formulierung "in Unvergänglichkeit" ("en aphtharsia")? Mehrere Bezüge und Deutungen sind möglich: a) An erster Stelle ist an einen Bezug auf das Partizip "die lieben" ("agapôntôn") zu denken. Es wäre also "allen, die unseren Herrn Jesus Christus in Unvergänglichkeit lieben" gemeint. Vermutlich wäre damit die Fortdauer der Liebe ausgesagt, vermutlich über den leiblichen Tod hinaus. "In Unvergänglichkeit" könnte somit auch im Sinne von "in Unsterblichkeit" verstanden werden. Über diese Grundbedeutung des Wortes "aphtharsia" hinausgehend kann aber auch die Bedeutung "in Lauterkeit" in Erwägung gezogen werden, wie es einige Kirchenväter tun. Für eine solche Bedeutung können die Psalmen Salomos 6,6 als Beleg dienen. Eine mögliche moralische Deutung des Wortes kann man auch aus 1 Petr 1,4 und 1 Petr 3,4 erschließen, wo sich das Adjektiv "aphthartos" ("unvergänglich") findet. Allerdings dürfte auch hier eine moralische Bedeutung hinter der Bedeutung "unvergänglich" zurückstehen. b) Ebenfalls könnte ein Bezug auf "die Gnade" ("hê charis") vorliegen. Dann wäre "die Gnade in Unvergänglichkeit" gemeint und die Gnade unvergänglich. Allerdings steht "die Gnade" in einem recht weiten Abstand von "in Unvergänglichkeit" entfernt. c) Und schließlich könnte ein Bezug auf die Formulierung vorliegen, die "in Unvergänglichkeit" unmittelbar vorausgeht: "unseren Herrn Jesus Christus" ("ton kyrion hêmôn Iêsoun Christon") . Bei letzterem Bezug wäre die Bedeutung "unseren Herrn Jesus Christus in Unvergänglichkeit". "Unser Herr Jesus Christus" wäre also unvergänglich, unsterblich gedacht, und zwar vermutlich im Himmel. Mit seiner Auferstehung von den Toten hätte er Sterblichkeit und Tod überwunden.


Eine Variante, die zwar von der Mehrheit der Textzeugen, aber nicht von den ältesten geboten wird, fügt dem Schluss als letztes Wort "Amen" hinzu. Dieser hebräische Begriff bedeutet "gewiss" und macht deutlich, dass das Vorhergehende als Gebet zu verstehen ist und das Erbetene gewiss eintreten wird. Vermutlich ist das Wort für den Gebrauch des Abschnittes im Gottesdienst eingefügt worden.


Weiterführende Literatur:



Literaturübersicht


Schnider, Franz; Stenger, Werner; Studien zum neutestamentlichen Briefformular (NTTS 11), 1987

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