Tit 3,12-15
Übersetzung
Tit 3,12-15 : 12 Sobald ich Artemas zu dir schicke oder Tychikus, beeile dich, zu mir nach Nikopolis zu kommen; denn ich habe beschlossen, dort zu überwintern. 13 Statte Zenas, den Rechtsgelehrten, und Apollos gut [für die Reise] aus, damit ihnen nichts fehlt. 14 Aber auch die Unsrigen sollen lernen, sich mit guten Werken hervorzutun, wo immer es nötig ist, damit sie nicht ohne Frucht sind. 15 Es grüßen dich alle, die bei mir sind. Grüße die, die uns im Glauben lieben. Die Gnade sei mit euch allen.
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Beobachtungen: Artemas taucht in der Bibel nur hier auf. Insofern können wir nichts Genaueres über ihn sagen. Es bleibt also auch offen, warum „Paulus“ Artemas zu „Titus“ sendet.
Die Konjunktion „hotan“ bedeutet hier „sobald“ oder „wenn“. Sie kann Unsicherheit ausdrücken, womit nicht sicher wäre, dass „Paulus“ Artemas oder Tychikus tatsächlich zu „Titus“ schickt. Allerdings ist nicht ersichtlich, warum das Schicken unsicher sein sollte, wo doch „Paulus“ bezüglich seines Beschlusses, in Nikopolis zu überwintern, sicher zu sein scheint. „Paulus“ scheint auch fest davon auszugehen, dass „Titus“ zu ihm nach Nikopolis kommt. Folglich scheint es nicht um das Ob, sondern um das Wann zu gehen: Sobald „Paulus“ Artemas oder Tychikus zu „Titus“ schickt, soll sich dieser nach Nikopolis aufmachen.
Ob „Paulus“ bereits in Nikopolis angekommen ist, ist unklar. Die Bedeutung „dort“ lässt eigentlich an einen anderen Ort als den gegenwärtigen Aufenthaltsort des „Paulus“ denken.
Zur Lage der Stadt Nikopolis wird nichts gesagt. Vermutlich handelt es sich um die Stadt im Südwesten Griechenlands, die von Kaiser Augustus gegründet worden ist, um seinen Sieg über Antonius und Kleopatra vor Actium im Jahr 31 v. Chr. zu feiern. Heute fährt vom nahe gelegenen Hafen Igumenitsa aus die Fähre nach Korfu. Warum „Paulus“ sich gerade Nikopolis für das Überwintern ausgesucht hat, bleibt offen. Möglicherweise will er dort den Winter für die Mission und den Gemeindeaufbau nutzen. Angesichts der Tatsache, dass es sich bei Nikopolis um eine nach Westen hin ausgerichtete Hafenstadt handelt, könnte „Paulus“ daran denken, weiter westlich zu missionieren. Allerdings ist das Spekulation und wir müssen bedenken, dass der Titusbrief wohl nicht von Paulus selbst verfasst worden ist. Damit können wir auch nicht einfach von der Anfangsphase der Mission als historischem Hintergrund des Titusbriefes ausgehen. Vielleicht wird aber suggeriert, Paulus sei der tatsächliche Autor des Titusbriefes und sei mit Missionstätigkeit befasst, die ihn zunehmend nach Westen treibt.
Weiterführende Literatur:
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Beobachtungen: Auch Zenas wird in der Bibel nur hier erwähnt. Zenas ist die Kurzform von Zênodôros, was „Geschenk von Zeus“ bedeutet und auf einen heidnischen religiösen Hintergrund hinweist. Dass Zenas als „Rechtsgelehrter“ bezeichnet wird, weist darauf hin, dass es noch mindestens einen – nicht in der Bibel erwähnten - anderen Zenas gibt. Wozu sonst die genauere Bestimmung? Natürlich kann in diesem Zusammenhang auch von Bedeutung sein, dass er „Rechtsgelehrter“ ist, aber es bleibt im Dunklen, ob und in welcher Weise seine juristischen Kenntnisse benötigt werden. Überhaupt ist unklar, ob er ein Gelehrter des jüdischen, griechischen oder römischen Gesetzes ist.
Wenn wir berücksichtigen, dass der Verfasser des Titusbriefes wohl nicht mit Paulus identisch ist, sondern mindestens eine Generation später lebte, dann verbietet sich eine voreilige Identifizierung des hier erwähnten Apollos mit dem in der Apostelgeschichte (18,24; 19,1) und/oder dem im Ersten Korintherbrief (1,12; 3,4-6.22; 4,6; 16,12) erwähnten Apollos. Insofern können wir auch nicht sagen, dass der hier erwähnte Apollos von Paulus gegründete Gemeinden weiter aufgebaut hat und in einem Konkurrenzverhältnis zu Paulus erschien. Wenn wir davon ausgehen, dass der Apollos des Tit nicht mit dem Apollos des 1 Kor und/oder dem Apollos der Apg identisch ist, so kommen drei Möglichkeiten infrage, wer der Apollos des Tit sein könnte: Es kann ein Mann gemeint sein, der ebenfalls Apollos hieß. Es kann aber auch ein Mann gemeint sein, der nicht Apollos hieß, aber von dem Verfasser des Tit mit dem Namen „Apollos“ versehen wurde, um an den Apollos des 1 Kor und/oder an den Apollos der Apg denken zu lassen. So wie sich der Verfasser des Tit „Paulus“ nennt, um zu erkennen zu geben, dass er in der Tradition des Paulus steht, und den (Haupt-)Adressaten des Tit „Titus“, um zu erkennen zu geben, dass der Brief an einen Gemeindeleiter in der Nachfolge des Titus, also eines engen Mitarbeiters des Paulus, gerichtet ist, kann auch „Apollos“ als enger Mitarbeiter des Paulus bzw. „Paulus“ gedacht sein. Er könnte alle diejenigen repräsentieren, die am Gemeindeaufbau beteiligt sind, denn gemäß 1 Tim 3,6 hat Paulus gepflanzt und Apollos begossen. Paulus hat also Gemeinden gegründet und Apollos hat die gegründeten Gemeinden weiter aufgebaut. Eine solche Situation könnte auch in Tit 3,13 suggeriert werden. Nicht ausgeschlossen ist schließlich mit Blick auf dieses Szenario, dass „Apollos“ eine fiktive Person ist, die in einem fiktiven, aber durchaus realitätsnahen Szenario mit dem Gemeindeaufbau befasste kirchliche Mitarbeiter repräsentiert.
Das altgriechische Verb „propempô“ bedeutet zunächst einmal „vorausschicken“. Hier ist es aber in Verbindung mit „damit ihnen nichts fehlt“ zu verstehen. Somit kommt eine weitere mögliche Bedeutung in den Blick, nämlich „geleiten“. Bei dieser Bedeutung wäre ausgesagt, dass „Titus“ Zenas, den Rechtsgelehrten, und Apollos bei ihrer Abreise geleiten soll. Es ist dann also daran gedacht, dass Zenas, der Rechtsgelehrte, und Apollos eine Reise unternehmen, auf der sie „Titus“ ein Stück geleiten soll. Doch wie weit? Das wissen wir nicht, aber wir können sicher sagen, dass er nicht die gesamte Reise mit ihnen unternehmen soll. Aber warum soll er die beiden Männer überhaupt geleiten? Der Grund ist, dass ihnen nichts fehlen soll. Folglich ist an Versorgung während der Reise oder an Ausstattung für die Reise gedacht. Wenn „Titus“ ein Stück mitreisen soll, dann handelt es sich um Versorgung während der Reise, wenn „Titus“ aber nur ein kurzes Geleit im Rahmen des Abschieds gibt, dann ist an Ausstattung für die Reise gedacht. Diese kann Verpflegung und Ausrüstungsgegenstände umfassen. Wenn „Titus“ mit Zenas, dem Rechtsgelehrten, und Apollos ein Stück mitreist, dann wird zum Zeitpunkt der Umkehr des „Titus“ aus der Versorgung eine Ausstattung, und zwar für den Rest der Reise.
Das Adverb „spoudaiôs“ kann „eilends“ und/oder „eifrig“ bedeuten. „Titus“ soll also Zenas, den Rechtsgelehrten, und Apollos eilends und/oder eifrig für die Reise ausstatten. „Titus“ soll sich also unverzüglich an das Ausstatten machen und er soll seine Aufgabe ernst nehmen und sorgfältig durchführen. Wenn er dies beherzigt, dann erhält er rechtzeitig alles Nötige, vergisst nichts und stattet folglich Zenas, den Rechtsgelehrten, und Apollos gut aus.
Wohin Zenas, der Rechtsgelehrte, und Apollos reisen, erfahren wir nicht. Ebenso erfahren wir nicht, warum sie reisen. Weil der Titusbrief mit Blick auf Mission, Gemeindeaufbau und Wahrung des rechten Glaubens geschrieben ist, also ausschließlich mit Blick auf die Kirche, dürfte die Reise nicht touristischer Art sein oder einem Besuch dienen, sondern in kirchlichen Diensten stattfinden. Mangels weiterer Informationen können wir darüber hinaus aber nichts Genaueres sagen. Das bedeutet auch, dass wir nicht sagen können, warum sich Zenas, der Rechtsgelehrte, und Apollos zu zweit auf die Reise begeben. Möglich, aber spekulativ ist die Annahme, dass Zenas, der Rechtsgelehrte, und Apollos dem „Titus“ den Titusbrief überbracht haben und nun weiterreisen, dabei vielleicht den Titusbrief wieder mitnehmen, damit auch andere Gemeinden als diejenige des „Titus“ seinen Inhalt zu Gehör oder zu lesen bekommen.
Weiterführende Literatur: G. M. Wieland 2009, 338-354 geht der Frage nach, warum Kreta im Tit eine solch herausragende Bedeutung zukommt. Er legt dar, dass eine ganze Reihe einzigartiger Aspekte des Tit den ganz spezifischen sozialen und kulturellen Realitäten der Insel Kreta zu römischer Zeit entspreche. Dies lege nahe, dass eine kretische Herkunft des Tit nicht ganz so unwahrscheinlich ist, wie oft angenommen. Es gehe offensichtlich um mehr als nur um die rechte Ordnung der christlichen Gemeinden. Der Tit sei wohl als Produkt früher christlicher Mission und als interessantes Beispiel kreativer missionarischer Auseinandersetzung mit einer spezifischen Umgebung zu verstehen. Zu Tit 3,13: Zenas sei vermutlich ein jüdischer oder – das sei aufgrund des heidnischen Namens wahrscheinlicher – ein römischer Rechtsgelehrter. Zu Zeiten des Römischen Reichs sei Kreta oft von römischen Rechtsgelehrten aufgesucht worden, die die Inschrifttafeln des Stadtrechts von Gortys auf Kreta studiert hätten. Apollos - gemäß 18,24 ein zum christlichen Glauben gekommener Jude aus Alexandria, der sich mit dem jüdischen Religionsgesetz auskannte – könnte laut G. M. Wieland erwähnt sein, weil das hellenistische Judentum Alexandrias und die vom Verfasser des Tit kritisierte Irrlehre in einem Bezug zueinander standen. Apollos könnte also als Kenner der Materie hilfreich gewesen sein.
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Beobachtungen: Unklar ist, wer „die Unsrigen“ sind, die ebenfalls lernen sollen, sich mit guten Werken hervor zu tun. Ebenfalls ist unklar, welche guten Werke gemeint sind. Das Tun guter Werke ist ein zentraler Inhalt des Titusbriefes. Der Gedankengang ist wie folgt: „Titus“ soll mit seiner Verkündigung und Lehre das feste Glaubensfundament legen, auf dem das rechte Verhalten gründet. Dabei sollen diejenigen, die zum Glauben an Gott gekommen sind, nicht nur gute Werke tun, sondern sich in diesen hervortun. Sie sollen also bezüglich des Verhaltens Vorbilder sein (vgl. 2,14; 3,1.5). Das Tun guter Werke ist also etwas, was an allererster Stelle den Christen aufgetragen ist. Logischerweise müsste in 3,14 gemeint sein, dass die Christen lernen sollen, sich mit guten Werken hervorzutun, wo immer es nötig ist, es darüber hinaus aber auch Irrlehrer und ihre Anhänger sowie Nichtchristen lernen sollen. Seltsamerweise werden aber in 3,14 „die Unsrigen“ – sicherlich Christen – mittels „aber auch“ so an die zweite Stelle gestellt, als handele es sich um Häretiker und ihre Anhänger oder um Nichtchristen. Dass es sich um solche handelt, können wir aber sicher ausschließen, denn niemals würde „Paulus“ sich selbst und „Titus“ mit Irrlehrern und deren Anhängern oder mit Nichtchristen in Verbindung bringen. „Die Unsrigen“ müssen rechtgläubige Christen sein. Aber wenn sie erst an zweiter Stelle stehen, wer ist dann die Person bzw. wer sind dann die Personen, die sich an erster Stelle mit guten Werken hervorzutun soll(en), wo immer es nötig ist? Im Rahmen von 3,12-15 kommt nur „Titus“ in den Blick. Der soll ja Zenas, den Rechtsgelehrten, und Apollos gut für die Reise ausstatten, damit ihnen nichts fehlt. Das wird von „Paulus“ anscheinend als ein gutes Werk angesehen. „Titus“ kommt also eine Vorbildfunktion zu: Er soll nicht nur richtig lehren, sondern auch richtig handeln und anderen Christen, „den Unsrigen“, so ebenfalls ein Vorbild sein (vgl. 2,7). Darüber hinaus soll „Titus“ aber auch hinsichtlich des Lernens ein Vorbild sein. Der rechte Glaube und das rechte Handeln sind nicht einfach so von Anfang an dem Menschen eingegeben, sondern müssen gelernt werden. Auch Lehrende sind zunächst einmal Lernende. Nun ist es aber nicht so, dass ein angehender Glaubenslehrer den Glauben lernt und dann, wenn er ausgelernt hat, nur noch lehrt. Der Glaube ist nicht statisch, sondern entwickelt sich. Insofern bleibt auch ein Glaubenslehrer weiterhin ein Lernender. Das Lernen mag nicht mehr die rechte Glaubenslehre betreffen, aber das rechte Handeln, nämlich die guten Werke. Selbst wenn ein Glaubenslehrer schon gute Werke tut, heißt das nicht, dass er keine weiteren guten Werke tun könnte. In 3,14 erscheint wohl die gute Ausstattung von Glaubensgenossen für die Reise als ein gutes Werk, das „Titus“ zusätzlich zu anderen guten Werken, die er bereits tut, lernt. Er soll dieses gute Werk eilends und eifrig tun, also auch in der Durchführung vorbildlich sein. Fassen wir zusammen: Erstens soll „Titus“ hinsichtlich der rechten Lehre Vorbild sein, zweitens hinsichtlich des Lernens, drittens hinsichtlich des Tuns guter Werke und viertens hinsichtlich der Durchführung der guten Werke.
„Gut“ ist kein vager ethischer Ausdruck, sondern ein Heilsbegriff. „Gut“ ist das, was dem Evangelium, der rechten (= gesunden) Lehre und dem gottgefälligen Verhalten entspricht und zum Heil führt. Auch „Frucht“ ist ein Heilsbegriff, denn sie kann auf das Heil – wohl das ewige Leben - bezogen werden, das aus dem rechten Glauben und aus dem rechten Handeln folgt. Wenn sich die anderen Christen also den recht glaubenden, recht lernenden, gut handelnden und in tadelloser Weise gut handelnden „Titus“ zum Vorbild nehmen, dann werden sie zum Heil gelangen. Darüber hinaus kann sich die „Frucht“ aber auch auf das Lernen, auf die guten Werke und auf die tadellose Durchführung der guten Werke beziehen. Der rechtgläubige Mensch ist demnach als ein Baum gedacht, der Früchte (Lernen, gute Werke, tadellose Durchführung der guten Werke) hervorbringen soll.
Weiterführende Literatur:
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Beobachtungen: Warum zählt „Paulus“ nicht die Namen aller, die bei ihm sind, auf? Das wäre doch viel persönlicher! Sind es so viele Personen, dass die Aufzählung zu lang würde? Wahrscheinlicher als diese Möglichkeit ist, dass „Titus“ nicht alle Personen kennt, die bei „Paulus“ sind. Nun könnte „Paulus“ durchaus die Namen der „Titus“ bekannten Personen aufzählen und dann „und alle weiteren, die bei mir sind“ hinzufügen. Dass er dies nicht tut, lässt annehmen, dass die Nennung der Namen hier nicht wichtig ist.
Auch „die, die uns im Glauben lieben“ ist vage. Wer ist denn mit dieser Formulierung gemeint? „Paulus“ und „Titus“ sind Christen, weshalb Heiden und Juden nicht infrage kommen. Und was ist mit den Irrlehrern und ihren Anhängern, also den Häretikern? Die kommen auch nicht infrage, weil „Paulus“ und „Titus“ rechtgläubige Christen sind. Häretiker mögen sich zum Christentum bekennen, aber nicht zu dem, das „Paulus“ und „Titus“ lehren. Sie haben ihre eigenen Vorstellungen, die sie für christlich halten. „Die, die uns im Glauben lieben“ sind rechtgläubige Christen, wobei konkret diejenigen gemeint sind, mit denen „Titus“ in Kontakt kommt und die er daher grüßen kann. Wiederum nennt „Paulus“ keine Namen, was sich damit erklären lässt, dass „Titus“ bei seinem Dienst auf Kreta mit einer Vielzahl Christen Kontakt haben dürfte und diese Christen nicht nur zu einem engen Kreis um ihn herum gehören dürften.
Grüße sollen die Glaubensbande und die Einigkeit unter den Christen stärken. Zudem sollen sie die Gegrüßten daran erinnern, dass der Glaube auf dem Evangelium beruht und dieses von Paulus recht verkündigt worden ist. „Paulus“ sieht sich in der Tradition des Paulus und macht deutlich, dass auch die Gegrüßten in dieser Tradition stehen und in dieser Tradition bleiben sollen. Angesichts grassierender Irrlehren und des vermutlich bereits erfolgten Todes des Paulus besteht die Gefahr des Zerfalls des Christentums in verschiedene pseudo-christliche Lehren. Es bedarf also der Gewährspersonen des rechten Glaubens und der rechten Lehre und die sind „Paulus“ und „Titus“. Weil diese beiden Gewährspersonen und die sie jeweils umgebenden rechtgläubigen Christen räumlich getrennt sind, bedarf es der mittels eines Briefes übermittelten Grüße und des Grußauftrags. So wird die räumliche Distanz überbrückt und Nähe unter Glaubensgeschwistern hergestellt, die ein Bollwerk gegenüber den Irrlehren bilden sollen.
Der Gnadenwunsch bringt das zur Sprache, was das christliche Leben prägt: die Gnade. Die Gnade soll mit „Titus“ und weiteren Personen sein, wobei wohl die Gnade von Gott Vater und Christus Jesus, „unserem“ Retter, gemeint ist. „Gnade“ ist ein Heilsbegriff, der darauf hinweist, dass wir eigentlich wegen unserer Sünden den ewigen Tod verdient hätten, uns aber aufgrund Christi Tod und Auferstehung unverdientermaßen das ewige Leben zuteil wird, sofern wir nur daran glauben und entsprechend leben. Die Herausstellung der Gnade des „Herrn“ Jesus am Ende des Briefes ist typisch christlich; im gewöhnlichen hellenistischen Privatbrief findet sich nur die Formulierung „Lebe(t) wohl!“.
In einer Textvariante findet sich ein abschließendes „amên“. „Amên“ ist dem Hebräischen entlehnt und bedeutet „gewiss“. Das vorher Gesagte ist demnach gewiss wahr oder wird gewiss eintreten.
Weiterführende Literatur:
Literaturübersicht
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Wieland, George M.; Roman Crete and the Letter to Titus, NTS 55/3 (2009), 338-354