Auslegung und Bibliographie zur Bibel


Zweiter Korintherbrief

Der zweite Brief des Paulus an die Korinther

2 Kor 3,7-11

Studieren Sie die Bibel! Hier finden Sie einen Einstieg in die wissenschaftliche Auslegung von Bibeltexten mit Literaturangaben.

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Jede Seite enthält eine Übersetzung des jeweiligen Bibeltextes, sowie Beobachtungen (Vorbereitung der Auslegung), Hinweise zu weiterführender Literatur und eine abschließende Literaturübersicht.

2 Kor 3,7-11

 

 

Übersetzung

 

2 Kor 3,7-11:7 Wenn aber [bereits] der in Buchstaben auf Steinen eingemeißelte Dienst des Todes in Herrlichkeit in Erscheinung trat, sodass die Israeliten nicht hinblicken konnten in das Angesicht des Mose wegen der Herrlichkeit seines Angesichtes, die [doch] vergänglich war, 8 wie sollte [da] nicht [viel] mehr der Dienst des Geistes in Herrlichkeit sein? 9 Denn wenn [schon] dem Dienst der Verurteilung Herrlichkeit eignet, dann ist der Dienst der Gerechtigkeit noch weit mehr überreich an Herrlichkeit! 10 Ja, nicht verherrlicht ist in diesem Fall das Verherrlichte in Anbetracht der unermesslichen Herrlichkeit. 11 Denn wenn [schon] das Vergängliche durch Herrlichkeit [ausgezeichnet ist/war], wie viel mehr [geschieht] dann das Bleibende in Herrlichkeit.

 

 

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V. 7

 

Beobachtungen: Nachdem Paulus sich und Timotheus (und vielleicht auch Silvanus) als von Gott befähigte Diener des neuen Bundes dargestellt hat, vergleicht er nun die Herrlichkeit des Dienstes des alten Bundes mit derjenigen des Dienstes des neuen Bundes. Es ist nicht auf Anhieb ersichtlich, warum der Vergleich an dieser Stelle erfolgt. Ein Versuch der Beantwortung dieser Frage soll am Ende der Ausführungen zu diesem Abschnitt erfolgen.

 

Paulus bringt den Dienst des alten Bundes mit Buchstaben und Steinen in Zusammenhang. Die Buchstaben sind in die Steine eingemeißelt und ergeben aneinandergereiht einen Text. Im Blick sind die beiden Steine, die Mose auf dem Berg Sinai - auch Horeb genannt - während der Wüstenwanderung des Volkes Israel von Ägypten nach Israel/Palästina von Gott empfing. Auf sie waren beidseitig Weisung und Gebot eingemeißelt (vgl. Ex 24,12; 31,18; 32,15-16 u. a.). Weisung und Gebot sind heute Bestandteil der hebräischen Bibel, von den Christen als das AT angesehen. Dass die beiden Tafeln nicht mit Tinte beschrieben waren (vgl. dazu 1 Kor 3,3) ist Paulus durchaus bewusst.

 

Der Dienst des alten Bundes ist ein Dienst des Buchstabens. Sein wesentliches Merkmal ist, dass Weisung und Gebot möglichst dem genauen Wortlaut nach gehalten werden müssen. Der Wortlaut stammt von Gott und wurde am Berg Sinai von Mose seinem Volk Israel übermittelt. Dieser Übermittlung von Weisung und Gebot gesteht Paulus durchaus Herrlichkeit zu. Dabei ist die Herrlichkeit an den Lichtglanz geknüpft, der gemäß Ex 34,29-35 von Moses Gesicht ausging, als er vom Berg Sinai hinabstieg und zu den Israeliten trat. Vor diesem Lichtglanz fürchteten sich die Israeliten und sie konnten nicht in Moses Gesicht blicken. Daher verhüllte Mose sein Gesicht vor den Israeliten.

Paulus geht davon aus, dass die Herrlichkeit des Angesichtes vergänglich war. Auf Ex 34,29-35 kann er sich mit dieser Annahme allerdings nicht berufen, denn dort steht nichts davon, dass Moses Gesicht aufgehört habe zu glänzen. Dementsprechend gingen frühjüdische Ausleger auch von der bleibenden Herrlichkeit aus. Wie kommt Paulus nun darauf, dass die Herrlichkeit des Angesichtes vergänglich gewesen sei? Entweder liest er dies in den atl. Text hinein oder er denkt daran, dass der alte Bund von dem neuen abgelöst worden und damit vergangen ist. Der Bezug konkret auf das Gesicht des Mose lässt ersteres annehmen.

 

Der Dienst des Todes ist vermutlich insofern ein Dienst des Todes, als Weisung und Gebot die menschliche Sünde aufzeigen. Die möglichst genaue Einhaltung der Satzungen und Gebote ist gefordert. Da es aber unmöglich ist, diese in jeder Hinsicht zu halten, wird zwangsläufig der Mensch als Sünder, der die Gebote übertritt, offenbar. Der Mensch kann nun zwar Sühneopfer durchführen, doch kennt die hebräische Bibel nicht das endgültige Opfer Jesu Christi am Kreuz für unsere Sünden. Da dieses allein die Auferweckung von den Toten bewirkt, ist, wer sich allein auf das Halten der Gebote stützt, verloren und der existenziellen Vernichtung am Ende der Tage verfallen. So kommt es, dass Paulus das Halten der Satzungen und Gebote als Dienst des Todes bezeichnet (vgl. Gal 3,10-14 und auch 2 Kor 3,6 samt Erklärungen).

 

Bei dem Substantiv "hyioi“ handelt es sich um eine maskuline Form, die genau genommen mit "Söhne“ zu übersetzen ist. Hier sind jedoch vermutlich auch die "Töchter“ eingeschlossen, was für die Übersetzung "Töchter und Söhne“ oder "Kinder“ spricht. Dass die "Töchter“ unkenntlich bleiben, liegt an der männerzentrierten Sprache, die gemischtgeschlechtliche Gruppen als reine Männergruppen erscheinen lässt. Als "Vater“ der "Töchter und Söhne“ wird der Erzvater Israel (= Jakob) genannt, von dem sich die zwölf Stämme Israels herleiten. Die Formulierung "hyioi Israêl“ ist also am besten mit "Töchter und Söhne Israels“, "Kinder Israels“ oder "Israeliten“ zu übersetzen.

 

Weiterführende Literatur: Eine strukturelle Analyse von 2,14-4,6 samt kritischer Prüfung des Ergebnisses bietet J. Lambrecht 1983, 344-380, der den Abschnitt in drei Unterabschnitte einteilt: 2,14-3,6; 3,7-18; 4,1-6.

G. Theißen 1983, 121-180 bietet eine Textanalyse, Traditionsanalyse und psychologische Analyse von 2 Kor 3,4-4,6.

2,14 − 3,18 analysiert G. Wagner 1985, 55-65.

 

Eine Auslegung von 2,(14 bzw.)15 - 3,18 bieten T. E. Provence 1982, 54-81 und R. W. Scholla 1997, 33-54.

 

A. Lindemann 1995, 125-151 versucht die hermeneutische Reflexion des Paulus in 2 Kor 3 zu erheben. Dabei steht am Anfang eine knappe Übersicht über den ganzen Text 2 Kor 3, einschließlich eines kurzen Hinweises auf die von ihm vorausgesetzte literarkritische Hypothese. Dann folgt der Versuch einer kurzen Einordnung des Kapitels in den korinthischen Konflikt des Paulus. Auf dieser Basis schließt sich eine vergleichsweise ausführliche Exegese von 2 Kor 3 an, wobei den für die hier zur Debatte stehende Fragestellung relevanten Aussagen innerhalb dieses Abschnitts besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. Dann folgen eine kurze Zusammenfassung der exegetischen Ergebnisse und der Versuch, aus der historischen Exegese Folgerungen für das gegenwärtige theologische Nachdenken über eine christliche Hermeneutik des AT zu ziehen.

C. K. Stockhausen 1993, 143-164 befasst sich mit den Prinzipien der paulinischen Auslegung in 2 Kor 3-4 und zeigt anhand des Galaterbriefes, dass die paulinische Vorgehensweise im Zweiten Korintherbrief keinesfall singulär sei. Die fünf wesentlichen exegetischen Vorgehensweisen seien: a) die Tora stellt die Grundlage der Auslegung dar; b) die Aktualisierung der Tora geschehe mittels prophetischer und gelegentlich auch mittels weisheitlicher Texte; c) die Ortung und Lösung von Widersprüchen und schwer miteinander vereinbaren Aussagen der Tora; d) Beachtung des Zusammenhangs der zitierten Passagen; e) Aktualisierung der Aussagen nach Art eines Peschers. Zur exegetisch-methodischen Vorgehensweise des Apostels siehe ausführlich C. K. Stockhausen 1989, 87-153, die konkret auf die Kal Wa-Homer-Methode (3,7-11) und auf die Pescher-Methode (3,13-18) eingeht.

 

M. Hasitschka 1999, 291-299 skizziert das Selbstverständnis des Paulus in 2 Kor 3,4-4,6. Als Ergebnis kommt er zu zwei wesentlichen Feststellungen: 1) Bestimmend für die Interpretation von Ex 34,29-35 in 2 Kor 3,7.12-18 sei der christologische Überbietungsgedanke. Dieser beziehe sich v. a. auf das "Bleibende“ und Unvergängliche, das mit Jesus kommt. Vom Christusereignis her gedacht und im Vergleich dazu trage die durch Mose symbolisierte Heilsordnung letztlich das Merkmal des "Vergehenden“ und der Vergänglichkeit. 2) Bei der Lektüre von 2 Kor 3,4-4,6 frage man sich zunächst, ob 3,12-18 und 4,1-6 nicht vom Thema von 3,4-11 weglenken. Bei näherer Betrachtung zeige sich jedoch ein tieferer Zusammenhang. Die Rolle des "Dieners“ und das Verständnis vom "Dienst“ in Verbindung mit der Evangeliumsverkündigung wurzele im Schauen von Herrlichkeit, die Theophaniecharakter habe. Dieses Schauen bleibe aber nicht nur jenen reserviert, die sich wie Paulus in einem speziellen apostolischen Dienst wissen, sondern sei im Grunde allen zugänglich. Mit diesem Schauen, das letztlich Geschenk sei, sei das Geschehen einer Wandlung (vgl. 3,18) verbunden. Zu Paulus als Diener des Neuen Bundes siehe auch J. Lambrecht 1994, 165-167.

 

S. Grindheim 2001, 97-115 vertritt die Ansicht, dass der Gegensatz zwischen dem Dienst am Buchstaben und dem Dienst am Geist am ehesten entlang der traditionellen Linien des Dualismus von Gesetz und Evangelium zu interpretieren sei.

 

Wie Paulus in 2 Kor 3,7-14 den Text Ex 34 interpretiert, hat A. Vanhoye 1987, 159-180 zum Thema. S. J. Hafemann 1992, 31-42 meint, dass der weitere Zusammenhang Ex 32-34 für die Interpretation bestimmend sei, nicht die apostolische Erfahrung oder christliche Überzeugungen an sich.

S. J. Hafemann 1995, 189-436 legt dar, wie die Themen von Ex 34,29-35 (unter Berücksichtigung des Zusammenhanges von Ex 32-34) in der kanonischen und nachbiblischen Tradition verstanden und uminterpretiert wurden. Dann wendet er sich der paulinischen Interpretation der biblischen Tradition zu, die insbesondere von der griechischen Übersetzung der hebräischen Bibel, der Septuaginta, geprägt sei. Im Hinblick auf die Frage, auf welche Weise Paulus in 2 Kor 3 Texte aus der Schrift verwendet, kommt J. Schröter 1998, 231-275 zu einem anderen Ergebnis als S. J. Hafemann. Paulus gehe es nicht darum, den Schrifttexten in ihren ursprünglichen Kontexten gerecht zu werden. Vielmehr zeige die kühne Hinzufügung des Elementes der Vergänglichkeit ebenso wie der völlig gegen seinen Sinn innerhalb von Ex 34 verwandte Satz in 2 Kor 3,16, dass sich der Sinn des Exodus-Textes für Paulus gerade umgekehrt an seiner Fähigkeit, zur Stützung seiner eigenen Ausführungen herangezogen werden zu können, entscheidet. Der Paulustext erfordere die Kenntnis der Schrifttexte, auf die er sich bezieht, nicht unbedingt, sondern sei aus sich selbst heraus verständlich. Der Bezugspunkt des Paulus sei − ähnlich wie etwa in 1 Kor 10 oder Gal 4 − das Christusereignis, von dem her sich die Schrift erst mit Sinn erfülle. Gegen die Meinung von S. J. Hafemann sei festzustellen, dass es keine Entsprechung von "Schrift“ und "Evangelium“ in dem Sinne gibt, dass Paulus in größerem Maße Komplexe aus der Schrift (z. B. Ex 32-34 oder Jer 38LXX) heranziehen und diese aus ihren ursprünglichen Zusammenhängen heraus verstehen wollte. Dass Paulus die hebräische Bibel (= AT) auf Jesus Christus beziehe, betont auch M. Trowitzsch 1997, 23-32.

Im Rahmen des Abschnittes über die paulinische Rezeption und Kritik des frühjüdischen Gesetzesverständnisses geht R. Liebers 1989, 96-123 auf 2 Kor 3 ein. Die Behauptung, im Zweiten Korintherbrief spiele die Gesetzesdebatte keine Rolle, erweise sich zumindest in Bezug auf 2 Kor 3 als unzutreffend. Obwohl die paulinische Ausgangsposition in 3,1ff. durch die in Korinth auftretenden (christlichen) gegnerischen Apostel bedingt sei, setze sich Paulus im Folgenden (ermöglicht durch die Assoziation "Brief“ − "schreiben“ − "Schrift“ = Tora) in erster Linie mit dem für ihn grundlegenden Problem auseinander: dem soteriologischen Anspruch der weisheitlich verstandenen Tora gegenüber dem Anspruch Christi. Dazu greife der Apostel auf bestimmte (früh-)jüdische Anschauungen vom Nomos zurück und kontrastiere sie mit dem in Christus geschehenen Heil.

Mit der Entwicklung des paulinischen Gesetzesverständnisses befasst sich U. Wilckens 1982, 154-190, der auf S. 161-164 auf den Zweiten Korintherbrief, insbesondere 3,4-18, eingeht.

D. Starnitzke 1999, 193-207 meint, dass es in 2 Kor 3 nicht um eine Abgrenzung bzw. Verhältnisbestimmung der beiden Textcorpora NT und AT, sondern um eine bestimmte Auslegung einer atl. Bibelstelle gehe. Er versucht zu zeigen, dass sich 2 Kor 3,7-18 durchgehend als eine durchaus sachgemäße Interpretation von Ex 34 verstehen lasse. Dabei konzentriere sich zwar die Auslegung des Paulus besonders auf den Abschnitt Ex 34,29-35, dessen atl. Kontext sei jedoch unmittelbar präsent. D. Starnitzke vertritt die These, dass Paulus grundsätzlich mit der Septuaginta arbeite.

Auch E. Richard 1981, 340-367 geht davon aus, dass der paulinische Text auf der Septuaginta und ihren sprachlichen Eigenheiten basiere. Er weist darauf hin, dass Paulus in 2 Kor 3,1-4,6 nicht nur Ex 34 einbaue, sondern auch Passagen aus Ex 31 sowie aus den Büchern Jesaja, Jeremia, Ezechiel, Sprüche und Weisheit Salomos. 2 Kor 3,4-18 beziehe sich nicht nur auf Ex 34, sondern kommentiere insbesondere den in Jer 31,31-33 (LXX: 38,31-33) vorhergesagten neuen Bund.

 

Mit Tradition und Redaktion in 2 Kor 3,7-18 befasst sich F. W. Horn 1992, 310-313. Wir könnten forschungsgeschichtlich im Wesentlichen drei Positionen unterscheiden: a) Sehe man von den redaktionellen Zusätzen des Paulus ab, erhalte man eine Mosetradition der paulinischen Gegner in Korinth. b) 3,7-18 gebe im Grundbestand eine christliche Tradition wieder, die älter als die Korintherkorrespondenz sei. Ihr Sitz im Leben werde unterschiedlich bestimmt. c) 3,7-18 sei eine aktuell von Paulus entworfene Einheit im Hinblick auf die Auseinandersetzung mit den "Überaposteln“.

 

In 1 Kor 4,6 findet sich die Ermahnung, dass die Korinther nicht über das hinausgehen sollen, was geschrieben steht. M. D. Hooker 1981, 295-309 hält diese Ermahnung nicht für eine sekundäre Glosse, sondern schreibt sie Paulus zu. Dieser wolle damit sagen, dass die Korinther zum christlichen Evangelium, das mit den Aussagen der hebräischen biblischen Schriften (AT) übereinstimme, nicht noch philosophisches Gedankengut hinzufügen sollten. Angesichts der Tatsache, dass die paulinische Bibelauslegung auf den ersten Blick nicht immer schriftgemäß erscheint, stelle sich die Frage, ob sich Paulus denn selbst an den von ihm angemahnten Grundsatz halte. Zur Beantwortung dieser Frage sei als Schlüsseltext 2 Kor 3 heranzuziehen. Ergebnis: Paulus stelle keine universalen Prinzipien auf, sondern seine Korrespondenz sei an konkrete Gemeinden in einer ganz bestimmten Situation gerichtet. Der Umgang mit den biblischen Schriften sei ein fortwährender Dialog: Der Gläubige werde hinsichtlich seiner Glaubensvorstellungen und Erfahrungen von den Bibeltexten geprägt. Es forme sich ein eigener Standpunkt aus, von dem aus der Gläubige die biblischen Aussagen interpretiere und auf sie antworte. Paulus verstehe Gottes Wort als lebendig, nicht statisch. Die biblischen Schriften seien Zeuge des Gotteswortes, nicht dessen Verkörperung.

 

D.-A. Koch 1996, 305-324 befasst sich mit Blick auf die beiden Texte 2 Kor 3,7-18 und 11,22-23 mit der Frage, wer die Gegner des Paulus im Zweiten Korintherbrief waren. Damit sei die Frage nach der Rezeption der biblischen Überlieferung in der frühen Christenheit verknüpft. D.-A. Koch, der die wichtigste Literatur zur Forschungsdiskussion aufzählt, weist darauf hin, dass es sich bei den in 11,22-23 auftauchenden Bezeichnungen "Hebräer“, "Israeliten“ und "Same Abrahams“ um Selbstbezeichnungen handele, die Ausdruck eines deutlich erkennbaren jüdischen Selbstbewusstseins seien. Es handele sich um Selbstbezeichnungen der in Korinth tätigen Wandermissionare, die sich als "Diener Christi“ betrachtet hätten. Paulus greife den Anspruch "Diener Christi“ zu sein auf, wogegen er den Verweis der Wanderprediger auf ihre Zugehörigkeit zu Israel als lediglich individuelle biographische Daten behandele und damit herunterspiele. Im Rahmen der "Narrenrede“ von 11,1-12,13 sei offenbar kein Platz gewesen, um die Frage nach der Bedeutung der Zugehörigkeit zu Israel als Qualifikationsmerkmal des Apostels zu erörtern.

P. B. Duff 2004, 313-337 wendet sich gegen die These, dass es sich bei 3,7-18 um eine Polemik gegen den gesetzestreuen Judaismus handele. Stattdessen behaupte Paulus, dass sich mit dem Neuen Bund der Status der Heiden vor Gott verändert habe. Gemäß dem Alten Bund seien die Heiden wegen ihrer abweisenden Haltung gegenüber dem mosaischen Gesetz zum Tode verdammt gewesen. Der paulinische Dienst habe jedoch den Geist zu den Heiden gebracht und sie mit Gott versöhnt, womit sie von nun an nicht mehr zum Tode verurteilt seien.

J. Murphy-O’Connor 1986, 42-58 geht davon aus, dass folgender Hintergrund zur Abfassung von 3,7-18 geführt habe: Zur Gruppe der "Geisterfüllten“ ("Pneumatiker“; vgl. 1 Kor 2,6-16) gehörende korinthische Gemeindeglieder und judaisierende, nicht zur korinthischen Gemeinde gehörende Christen hätten sich gegenüber gestanden. Die "Geisterfüllten“ hätten Paulus unvorteilhaft mit dem Missionar Apollos verglichen und sein schwächliches Auftreten kritisiert. Paulus versuche nun mittels der Ausführungen 3,7-18 einen Keil zwischen die "Geisterfüllten“ und die judaisierenden Christen, seine Gegner, zu treiben, indem er einerseits die Botschaft der judaisierenden Christen in einem schlechten Licht erscheinen und andererseits seine eigene Verkündigung für die angesprochenen "geisterfüllten“ Korinther möglichst attraktiv erscheinen lasse. So wolle der Apostel die Adressaten für sich einnehmen und für die Botschaft der judaisierenden Christen unempfänglich machen.

 

J. Eckert 1983, 241-256 befasst sich mit der geistlichen Schriftauslegung des Apostels in 3,4-18. Paulus betreibe hier in Übereinstimmung mit der biblischen Auslegungsmethode seiner Zeit eine sehr freie, von seinem christlichen Standpunkt beherrschte Exegese der Schrift. Um die paulinischen Aussagen nicht in eine vorgegebene theologische oder ideologische Konzeption zu pressen, sei der Text 3,4-18 zunächst historisch-kritisch auszulegen.

 

G. H. van Kooten 2008, 149-181 geht der Frage nach, warum Paulus in 2 Kor 3 eine Deutung des leuchtenden Gesichtes des Mose eingefügt hat. Was fand er an der Erzählung aus Ex 34 so wichtig? Ergebnis: Die Person des Mose habe in den heidnisch-jüdischen Beziehungen eine große Rolle gespielt, weshalb nicht nur die Juden, sondern auch die Judenchristen sich alle Mühe gegeben hätten, von Mose ein positives Bild zu zeichnen. Sie hätten ihn als eine Art Sophisten dargestellt, dessen Ruf und Erfolg von den Heiden nicht ignoriert werden sollte. Dieser Mose sei nicht nur dazu bestimmt gewesen, mit den heidnischen Sophisten des Mittelmeerraumes in einen Wettstreit zu treten, sondern anscheinend auch dazu, als Rollenbild für Rhetorik und Auftritt innerhalb der christlichen Gemeinden zu dienen. Einer solchen Überbetonung des körperlichen Erscheinungsbildes des Mose seitens seiner Gegner habe Paulus seine eigene Deutung gegenüber gestellt.

 

Die steinernen Tafeln und den Schleier in 2 Kor 3 thematisiert S. K. Davis 2002, 182-214, der auch auf die zugrunde liegenden atl. Texte Ex 34,28-35; Jer 31,31-34; Ez 11,17-20; 36,22-32 eingeht. Ergebnis: Tora und Empfehlungsschreiben seien mittelbare Offenbarung und daher im Vergleich mit der geistbewirkten, direkten Erfahrung Gottes seitens der Christen minderwertig.

 

J. M. Turner 1985, 144-145 macht sich Gedanken, was die Herrlichkeit von Moses Gesicht im Hinblick auf die Verwandlung des Christen aussagt.

 

W. R. Baker 2000, 1-15 hinterfragt die Annahme, dass das Verb "katargeô“ hier mit "vergehen/weichen“ zu übersetzen sei. Die Herrlichkeit sei nicht von Moses Angesicht gewichen, sondern nur durch die Verhüllung blockiert worden. Das Verb "katargeô“ sei mit "behindern/blockieren“ wiederzugeben.

 

Mit der Herrlichkeit auf Moses Gesicht in der jüdischen Tradition befasst sich P. Stefani 2002, 251-260. In der nachbiblischen jüdischen Tradition werde die Herrlichkeit des Angesichts mit der Lehrtätigkeit des Mose verbunden. Man gehe folglich davon aus, dass nicht nur Moses Lehre, sondern auch die Herrlichkeit seines Gesichts von Generation zu Generation an diejenigen weitergegeben werden könne, die die Worte der Tora sprechen.

 

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V. 8

 

Beobachtungen: Paulus wendet das jüdische Schlussverfahren "Leichtes und Schweres“ (hebräisch: qal wâ-homer) an, d. h. er geht vom Leichten zum Schweren (lateinisch: a minore ad maius) über: Wenn aber... wie sollte [da] nicht [viel] mehr...? Paulus kann also vom Wesen des Dienstes des Todes ausgehend eine Aussage zum Wesen des Dienstes der Herrlichkeit machen: Wenn schon der Dienst des Todes in Herrlichkeit in Erscheinung trat, dann ist der Dienst des Geistes erst recht in Herrlichkeit.

 

Der Dienst des Geistes verlässt sich nicht allein auf das Halten der Satzungen und Gebote, wie sie sich in der hebräischen Bibel, dem AT, finden, sondern auf das Wirken des (heiligen) Geistes. Dieser bewirkt Glauben an das Heilsgeschehen, zu dem die Menschen aus eigener Kraft nicht fähig sind. Der Geist ist es auch, der die Menschen nach der Taufe dazu befähigt, ihrem Christsein angemessen zu leben (vgl. zum Wirken des Geistes die paulinischen Aussagen 1 Kor 2,10.12-14; 6,11; 12,1-11; 2 Kor 1,22; 4,13; Gal 5,16-26; 6,8).

 

Weiterführende Literatur:

 

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V. 9

 

Beobachtungen: Eine zweite Anwendung des jüdischen Schlussverfahren "Leichtes und Schweres“. Das strenge Halten der Satzungen und Gebote nennt er nun nicht mehr "Dienst des Todes“, sondern "Dienst der Verurteilung“; und den "Dienst des Geistes“ bezeichnet er nun als "Dienst der Gerechtigkeit“. Die in V. 9 benutzten Bezeichnungen orientieren sich an der Vorstellung vom endzeitlichen Gericht Jesu Christi: Wer sich allein auf das Halten der Satzungen und Gebote verlässt, wird wegen seiner Verfehlungen verurteilt werden, wer sich dagegen auf den vom Geist bewirkten Glauben an Christi Kreuzestod und die Auferweckung von den Toten verlässt und dem Glauben entsprechend lebt, der wird trotz seiner Sünden gerecht gesprochen, d. h. nicht verurteilt werden.

 

Paulus geht es anscheinend weniger um eine Abwertung der Herrlichkeit des "Dienstes des Verurteilung“ als vielmehr um die Herausstellung der Herrlichkeit des "Dienstes des Geistes“.

 

Weiterführende Literatur:

 

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V. 10

 

Beobachtungen: V. 10 ist wie folgt zu ergänzen: "Ja, nicht verherrlicht ist in diesem Fall das an Mose Verherrlichte in Anbetracht der unermesslichen Herrlichkeit des Dienstes der Gerechtigkeit.“ Gemeint ist vermutlich: Im glänzenden Gesicht des Mose hat sich zwar die Herrlichkeit des "Dienstes der Verurteilung“ gezeigt, doch im Vergleich zu der unermesslichen Herrlichkeit des "Dienstes der Gerechtigkeit“ ist sie so gering, dass sie nicht Herrlichkeit genannt werden kann.

 

Paulus bestreitet die Herrlichkeit des "Dienstes des alten Bundes“, den er auch "Dienst des Buchstabens“, "Dienst des Todes“ und "Dienst der Verurteilung“ nennt, im Hinblick auf einen ganz konkreten Aspekt ("in diesem Fall“). Doch welcher Aspekt ist gemeint? Zuletzt (in V. 9) hat Paulus die Bezeichnung "Bund der Verurteilung“ gewählt und ihr den "Dienst der Gerechtigkeit“ gegenübergestellt. Als konkreter Aspekt der beiden Bünde ist also Verurteilung und Gerechtsprechung (= Nichtverurteilung) beim Jüngsten Gericht Christi in den Blick gekommen. Auf diesen Aspekt dürfte sich die Abstreitung der Herrlichkeit beziehen. Dies macht insofern Sinn, als eine Verurteilung ja tatsächlich nicht als Herrlichkeit anzusehen ist. Wenn Paulus aber nur im Hinblick auf einen ganz konkreten Aspekt dem "Dienst des alten Bundes“ die Herrlichkeit abstreitet, so bedeutet dies umgekehrt, dass in anderer Hinsicht dem "Dienst des alten Bundes“ durchaus Herrlichkeit zukommt - sie ist nur in keinster Weise mit der unermesslichen Herrlichkeit des "Dienstes des Neuen Bundes“ zu vergleichen. Man kann diesbezüglich in dem Glanz der Sterne und der Sonne eine Parallele sehen: Die Sterne leuchten zwar, doch sobald die Sonne erscheint, verblassen sie und sind - trotz ihres weiterhin vorhandenen Glanzes - nicht mehr zu sehen.

 

Weiterführende Literatur:

 

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V. 11

 

Beobachtungen: Ein drittes Mal wendet Paulus das jüdische Schlussverfahren "Leichtes und Schweres“ an (vgl. die Erläuterung zu V. 8). Dieses Mal bezeichnet Paulus den "Dienst des alten Bundes“ als "das Vergängliche“ und den "Dienst des neuen Bundes“ als "das Bleibende“. Doch wie kommt Paulus auf diese Bezeichnungen? Dass das Glänzen auf Moses Gesicht vergangen ist, geht aus Ex 34,29-35 nicht hervor. Und dass die Satzungen und Gebote der hebräischen Bibel, des AT, außer Kraft gesetzt sind, ist auch nicht anzunehmen. Andernfalls wäre nicht nachvollziehbar, warum Paulus verschiedentlich zur Begründung eigener Aussagen auf die hebräische Bibel und ihre Gebote (z. B. in 1 Kor 9,9 Verweis auf Dtn 25,4) verweist. Entweder liest Paulus die Vergänglichkeit des Glänzens von Moses Gesicht in Ex 34,29-35 hinein oder er will sagen, dass das Erfordernis, die Satzungen und Gebote der hebräischen Bibel in allen Einzelheiten zu halten, vergangen ist.

Ein genauer Blick auf das Geschlecht der Partizipien zeigt, dass sich "das Vergängliche“ nicht nur auf den Glanz des Gesichtes des Mose beziehen kann, denn dann wäre das Bezugswort des Partizips "doxa“ ("Herrlichkeit/Glanz“), also feminin, und es müsste statt des neutralen Partizips "to katargoumenon“ ("des Vergänglichen“) das feminine Partizip "hê katargoumenê“ stehen (vgl. V. 7). Auch kann sich das neutrale Partizip nicht allein auf den Dienst beziehen, denn dann wäre das Bezugswort "diakonia“ ("Dienst“) und somit ebenfalls nicht neutral, sondern feminin. Neutrales Bezugswort könnte "prosôpon“ ("Angesicht“; V. 7) sein. Dann würde jedoch dem vergänglichen Angesicht ein bleibendes gegenübergestellt. Das ist aber nicht der Fall. Somit ist anzunehmen, dass sich "das Vergängliche“ weder allein auf den Glanz, noch allein auf den Dienst noch allein auf das Gesicht des Mose bezieht, sondern auf alles Vergängliche. Zu dem Vergänglichen gehört alles, was der jetzigen, irdischen Welt angehört, also sowohl das Gesicht des Mose als auch der Glanz, der von dem Gesicht des Mose ausgeht, als auch der Dienst des Todes bzw. der Verurteilung (auch: Dienst des alten Bundes). Das Gesicht des Mose gehört der materiellen, vergänglichen Welt an. Folglich weicht auch dessen Glanz, und zwar zum einen nach jeder Rede zu den Israeliten und zum anderen endgültig mit dem leiblichen Tod des Mose. Mit dem Gesicht des Mose und dessen Glänzen sind untrennbar auch die in Stein gemeißelten Gebote der Israeliten verbunden. Stein ist wie das Gesicht und der gesamte Körper des Mose materiell und damit vergänglich. Auch führt das sorgsame Befolgen der Gebote ohne den Glauben an Jesus, den verheißenen Messias (= Christus), und das mit diesem verbundene Heilsgeschehen nicht zur Rechtfertigung und zum ewigen Leben, sondern zur Verurteilung und zum ewigen Tod.

Die Erzählung vom Gesicht des Mose und dessen Glänzen sind ebenso wie die in Stein gemeißelten Gebote der Israeliten in dem in (alt)hebräischer (in kleinen Teilen auch aramäischer) Sprache verfassten Schriften des Alten Testaments (= lat. "testamentum“ = "Bund“; Abkürzung: AT) enthalten. Die Kennzeichnung des Bundes als "alt“ lässt annehmen, dass auch das Alte Testament und der Dienst, der mit diesem verbunden ist, alt und somit vergänglich bzw. schon vergangen sind. Das ist jedoch nicht richtig. Paulus war auch nach seiner Bekehrung/Berufung weiterhin Jude geblieben und erkannte die hebräischen Schriften als Grundlage des "Dienstes“ an. Er sah nicht die Satzungen und Gebote dieser Schriften an sich als der Verurteilung und dem Tod zugehörig an, sondern eine Deutung und Befolgung, die nicht im Lichte Jesu Christi erfolgte. Nur eine Deutung und Befolgung im Lichte Jesu Christi führte seiner Meinung nach zur Rechtfertigung und zum ewigen Leben. Vor besondere Herausforderungen wurde eine solche Deutung bei der Heidenmission gestellt, denn sie musste so beschaffen sein, dass sich auch Heiden − zu diesen gehörten mehrheitlich auch die Korinther - zum Christentum bekehren und die Gebote der hebräischen Schriften befolgen konnten. Von einem solchen Deutungsbemühen sind die Briefe des Paulus geprägt, der an erster Stelle mit der Heidenmission befasst war. Seine Briefe sind die ältesten Schriften des in (alt)griechischer Sprache verfassten Neuen Testaments (Abkürzung: NT). Das Neue Testament hat das Alte Testament nicht ersetzt, sondern ergänzt. Paulus selbst hatte die im Neuen Testament gesammelten Schriften jedoch noch nicht vorliegen; für ihn waren allein die hebräischen Schriften die Bibel.

 

Auch "das Bleibende“ kann sich nicht allein auf den Dienst, und zwar den Dienst des Geistes bzw. der Rechtfertigung beziehen, denn das Partizip "to menon“ ist ebenfalls ein Neutrum. Der Dienst an sich findet genau genommen ja auch mit der Wiederkunft Jesu Christi und dem Jüngsten Gericht ein Ende. Bleibend ist jedoch das, wohin dieser Dienst führt: zu Rechtfertigung, Auferstehung von den Toten und ewigem Leben. Deswegen kann Paulus den Dienst des Geistes bzw. der Rechtfertigung (auch: Dienst des neuen Bundes; vgl. 3,5) dem Bleibenden zuordnen.

 

Abschließend soll nun die Beantwortung der Frage versucht werden, warum Paulus die Herrlichkeit des "Dienstes des alten Bundes“ mit der Herrlichkeit des "Dienstes des neuen Bundes“ vergleicht, nachdem er sich in 3,1-6 gemeinsam mit Timotheus (und vielleicht auch Silvanus) als "Diener des neuen Bundes“ dargestellt hat. Haben sich etwa mit Paulus konkurrierende Missionare oder korinthische Gemeindeglieder auf die Herrlichkeit des "Dienstes des alten Bundes“ berufen und Notwendigkeit der Einhaltung der Satzungen und Gebote der hebräischen Bibel gepredigt? Oder hat jemand Paulus’ (und Timotheus’ und vielleicht auch Silvanus') Dienst gegenüber demjenigen von Mose abgewertet? Dass sich jemand auf die Herrlichkeit des "Dienstes des alten Bundes“ berufen und Gesetzesobservanz gefordert haben könnte, oder dass jemand Paulus’ (und Timotheus’ und vielleicht auch Silvanus') Dienst im Vergleich zu demjenigen des Mose abgewertet haben könnte, dafür gibt es im Text keinerlei Anhaltspunkte. Überhaupt hat 3,7-11 nicht den Charakter einer Entgegnung. Vielmehr stellt Paulus die Herrlichkeit des "Dienstes des neuen Bundes“ heraus. Dass er dies tut, nachdem er sich und Timotheus (und vielleicht auch Silvanus) als "Diener des neuen Bundes“ (vgl. 3,5) dargestellt hat, lässt annehmen, dass er die missionarische Tätigkeit von in einem besonders hellen Licht erscheinen lassen möchte - in einem helleren Licht als den Dienst des Mose. Dementsprechend ist auch "Herrlichkeit“ das zentrale Stichwort des Abschnittes. Warum Paulus die Verkündigung des Evangeliums dermaßen herausstellt, darauf gibt der folgende Vers eine Antwort.

 

Weiterführende Literatur: P. von der Osten-Sacken 1981, 230-235 unterstreicht, dass 3,11 nicht aussage, dass Moses Herrlichkeit schon verloschen und vergangen ist. Paulus selber lasse Mose in Gestalt der Tora weiterexistieren: Die Decke bleibe, als Decke auf der Verlesung des alten Bundes bzw. auf den Herzen der Hörer, und so wie sie bleibe die Herrlichkeit, die beseitigt werde, die Herrlichkeit der Mosetora bzw. des Dienstes an den in Stein gehauenen Buchstaben (vgl. 3,14-15).

 

Laut D. Mathias 2004, 109-143 nehme nicht der alte Bund selbst in Christus ein Ende, sondern die Hülle über dem alten Bund. Nun komme die Vergänglichkeit der Herrlichkeit des alten Bundes zum Vorschein. Die Enthüllung ereigne sich gegenwärtig, wobei an die christliche Verkündigung zu denken sei. Die soteriologische Frohbotschaft von 2 Kor 3 laute: In Christus ist der Herrlichkeit des Todesdienstes objektiv ein Ende gesetzt. Durch den Geist des "Herrn“ erfolgt die Befreiung von der durch die Hülle bewirkten dreifachen Verschlossenheit (V. 13.14.15), also Öffnung für den wahren Sinn und Zweck der Tora, welche durch Christus ihre den Sünder tötende Fluchkraft verloren hat.

 

M. Tiwald 2008, 392-399 hält für die Qumrantexte ein Zweifaches fest: a) Die Rede vom "neuen Bund“ bedeute (genau wie in Jer 31,31) keine Abrogation der früheren Bundesverheißungen Gottes, sondern deren Erfüllung. b) Die Orientierung an der authentisch-verbindlichen Torainterpretation werde zum Kriterium, wer zum wahren Israel gehört und wer nicht. Die Grenzen des "wahren Israel“ liefen ja nicht entlang der bloßen Zugehörigkeit zum Volk Israel als solchem. In ähnlicher Weise lasse sich auch Paulus in 2 Kor 3,6-17; Gal 4,24-26; Röm 9,4 und 11,25-36 verstehen.

 

 

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