Tit 2,1-10
Übersetzung
Tit 2,1-10 : 1 Du aber rede, was der gesunden Lehre entspricht: 2 dass alte Männer nüchtern sein sollen, ehrbar, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe, in der Standhaftigkeit; 3 dass alte Frauen ebenfalls ein Verhalten an den Tag legen sollen, wie es dem Heiligen angemessen ist: Sie sollen nicht verleumderisch und nicht reichlichem Weingenuss verfallen sein, [sondern] Lehrmeisterinnen des Guten, 4 damit sie die jungen Frauen dazu anhalten, ihre Männer zu lieben und ihre Kinder, 5 besonnen zu sein, rein, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, tüchtig, ihren Ehemännern untergeordnet, damit nicht das Wort (des) Gottes in Verruf kommt. 6 Ebenso ermahne die jüngeren Männer besonnen zu sein 7 in allem, erweise dich als Vorbild guter Werke, in der Lehre unverdorben [und] ehrenwert, 8 mit gesundem und unanfechtbarem Wort, damit der von der Gegenpartei beschämt wird, weil er nichts Schlechtes über uns sagen kann. 9 Die Sklaven sollen sich ihren Herren in allem unterordnen, gefällig sein, nicht widersprechen, 10 nichts veruntreuen, sondern alle gute Treue erweisen, damit sie die Lehre unseres Rettergottes in allem zieren.
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Beobachtungen: In 1,10-16 hat „Paulus“ deutlich gemacht, dass die Irrlehrer zwar beteuern, Gott zu kennen, ihn aber mit den Werken verleugnen. Da stellt sich natürlich die Frage, welches denn die Werke der rechten Christen sind. Zunächst einmal stellt „Paulus“ klar, dass die „gesunde Lehre“ die Grundlage allen Verhalten sein soll. Da „Titus“ die Sorge für den rechten Glauben, für die rechte Kirchenordnung und für das rechte Verhalten obliegt, soll seine Rede der „gesunden Lehre“ entsprechen. In 2,1-10 geht es nun darum, wie sich das christliche Leben je nach Alter, Geschlecht und Stand gestaltet.
Mit der „gesunden Lehre“ ist wohl die am Evangelium und somit auch an der paulinischen Theologie ausgerichtete rechte Lehre im Sinne eines Dogmas gemeint. Die Formulierung „gesunde Lehre“ ist der Welt des Körpers und auch des Geistes entnommen. Ein gesunder Körper ist erstrebenswert und verheißt ein langes und unbeschwertes Leben. Wenn auch der Geist gesund ist, dann ist die Grundlage für ein langes, unbeschwertes und glückliches Leben vollkommen. Wenn „Paulus“ von einer „gesunden Lehre“ spricht, dann geht es ihm aber nicht in erster Linie um den Körper und den menschlichen Geist und um diesseitiges Glück, sondern es geht ihm um die ganze Existenz des Menschen, die auch das Jenseits, das Leben nach dem Verscheiden aus dem irdischen Leben, umfasst.
Weiterführende Literatur: I. M. Blecker 2002, 229-267 untersucht das Wissenskonzept der Pastoralbriefe und geht dabei auf Wissen, wie man sich im Hause Gottes verhalten muss: Ethik, auf Wissen über Grund und Ziel christlichen Lebens in der Kirche: Theologie und schließlich auf Wissen als Kultur ein. Insgesamt könne man in den Pastoralbriefen eine zunehmende Tendenz zur Fixierung, Objektivierung und Normierung von ethischen und theologischen Wissensbeständen beobachten. Das kulturelle Wissen, das die Pastoralbriefe vermittelten, ordne und fundiere nicht nur die soziale Identität und Struktur der Kirche, sondern habe soteriologische Qualität. Die Pastoralbriefe markierten eine wichtige Etappe auf dem Weg zur Entwicklung der Kultur des Christentums. Der Rückblick auf Paulus als Wissensmittler begründe eine neue kulturelle Identität, sei aber zugleich auch ein Abschluss. Als jüngste Schriften der Paulusbriefsammlung bildeten die Paulusbriefe quasi den dreistimmigen Schlussakkord des neutestamentlichen Paulinismus.
Eine eingehende Analyse des Substantivs „didaskalia“ („Lehre“) und des Partizips „hygiainousa“ („gesunde“) bietet C. Burini 1981, 275-285. „Lehre“ meine hier die Norm christlichen Lebens. Die Lehre sei nicht diejenige des Verfassers des Tit, sondern gehe auf höchste Autorität zurück, nämlich auf Gott selbst. Sie verlange Gehorsam und wer ihr folgt, erlange das Heil. „Gesund“ – ein Begriff insbesondere außerbiblischer, klassischer Literatur zur körperlichen und geistigen Gesundheit – meine im Hinblick auf die Lehre „richtig“ und „unverfälscht“. Die christliche Norm des Lebens schlösse andere Lebensnormen aus. Es obliege Titus, den Gläubigen und den Gemeindeleitern, die Norm christlichen Lebens unverfälscht zu überliefern.
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Beobachtungen: In den folgenden Versen führt „Paulus“ nun auf, was der „gesunden Lehre“ entspricht. Dabei ist unklar, ob „das, was der ‚gesunden Lehre‘ entspricht“, von V. 2 bis V. 10 reicht oder darüber hinaus auch den Inhalt bis 3,11 einschließt. In V. 2-10 geht „Paulus“ darauf ein, wie sich die verschiedenen Gruppen, die die Gemeinde bilden, verhalten sollen, damit das Zusammenleben in der Gemeinde der „gesunden Lehre“ entspricht.
Der altgriechische Begriff „presbytês“ bezeichnet einen „alten Mann“. Dass hier kein „Ältester“ gemeint sein kann, geht unzweifelhaft daraus hervor, dass in V. 3 „presbytis“ eine „alte Frau“ bezeichnet. Die Gemeindegruppen, von denen in den V. 2-6 die Rede ist, sind durch Alter und Geschlecht charakterisiert: In V. 2 geht es um alte Männer, in V. 3 (bzw. im weiteren Sinne V. 3-5) um alte Frauen, in den V. 4-5 um junge Frauen und in V. 6 um jüngere (= junge) Männer. Bezüglich dieser vier Gruppen in der Gemeinde wird dargelegt, wie sie sich verhalten sollen. In den V. 9 und 10 geht es schließlich noch um das Verhalten einer fünften Gruppe, der Sklaven. Diese Gruppe ist nicht durch Alter und Geschlecht charakterisiert, sondern durch den Status. In V. 10 wird mit den Herren, den Sklavenhaltern, noch eine sechste Gruppe erwähnt, die ebenfalls nur durch den Status charakterisiert ist, aber bezüglich dieser Gruppe wird nicht dargelegt, wie sie sich verhalten soll. Das passt zu dem im Ganzen sehr gesellschaftskonformen Denken des „Paulus“ der Pastoralbriefe, das sich von dem Denken des Apostels Paulus, wie es uns in den gemeinhin für echt gehaltenen Paulusbriefen begegnet, unterscheidet. Der Verfasser des Tit (und vielleicht aller Pastoralbriefe) ist wohl nicht mit dem historischen Apostel Paulus identisch, hat seinen Brief bzw. seine Briefe als „Paulusschüler“ in nachpaulinischer Zeit geschrieben. Auch wenn die Tendenz der Schriften der ersten nachpaulinischen Generationen gesellschaftskonform ist, heißt es nicht, dass daraus zwangsläufig folgt, die Sklavenhalter aus den Anweisungen auszusparen, wie Eph 6,9 beweist.
Mit dem fortgeschrittenen Alter wurden Lebenserfahrung und Weisheit verbunden. Allerdings wurde das fortgeschrittene Alter nicht grundsätzlich positiv gesehen. Einem alten Menschen wurde also nicht grundsätzlich mit Respekt begegnet; er konnte auch abschätzig behandelt werden. Abschätzige Behandlung konnte ihm wegen Begriffsstutzigkeit, beeinträchtigtem Hör- und/oder Sehvermögen oder körperlicher Gebrechlichkeit zuteil werden. Aber sie konnte auch einfach nur in Gedankenlosigkeit, mangelnder Selbstdisziplin oder grundsätzlich schroffen Umgangsformen begründet liegen. V. 2 bewertet das fortgeschrittene Alter weder grundsätzlich positiv noch grundsätzlich negativ. Wie auch in den folgenden Versen geht es nicht um das Alter an sich, sondern darum, wie sich Christen verschiedenen Alters und Geschlechts ihrem Alter und Geschlecht geziemend verhalten sollen. Diese Soll-Bestimmungen sind grundsätzlich positiv, so dass letztendlich alle Gemeindegruppen, die mit Anweisungen bedacht werden, positiv erscheinen. Es geht ja schließlich um ein gedeihliches Gemeindeleben, wie es der Nachfolge Christi und der „gesunden Lehre“ entspricht.
„Nêphalios“ bedeutet „nüchtern“. Dabei kann „nüchtern“ verschieden verstanden werden: Zum einen kann es im Sinne von „enthaltsam“, „nicht alkoholisiert“ verstanden werden, zum anderen im Sinne von „bedacht“ oder „weise“. Alte Männer sollen also dem Alkohol entsagen und einen klaren Verstand haben, so dass ihr Reden und Handeln reflektiert, weise ist.
„Semnos“ bedeutet „ehrbar“. Aus diesem Adjektiv geht hervor, dass mit dem Alter eine besondere Ehre verbunden wurde, die wohl mit der Lebenserfahrung zusammenhängt. Diese Lebenserfahrung muss sich aber auch im Denken und Handeln zeigen, darin, dass man sich nicht dem Alkohol hingibt, sondern einen klaren Verstand bewahrt. Und wer Lebenserfahrung und einen klaren Verstand hat, fabriziert keine geistigen Schnellschüsse und agiert auch nicht ungestüm, sondern denkt und handelt reflektiert und vorausschauend. So bedeutet das folgende, mit „besonnen“ übersetzte „sôphrôn“ hier wohl in erster Linie „reflektiert“, „bedacht“ und „vorausschauend“, wobei auch „enthaltsam“, „maßvoll“ und „sittsam“ anklingen.
Es fällt auf, dass das, was das Verhalten der alten Männer prägen soll, im Ersten Timotheusbrief zum von Amtsinhabern geforderten Verhalten gehört: So sollen Bischöfe u. a. nüchtern und besonnen sein (vgl. 3,2) und Diakone u. a. ehrbar (vgl. 3,8). Das lässt erkennen, dass von Amtsinhabern ein Mindestmaß an Reife erwartet wurde, wie sie sich im Alter einstellt bzw. einstellen sollte.
Die „Liebe“ meint nicht erotische oder sexuelle Liebe, sondern ist im Zusammenhang mit dem (rechten) Glauben zu sehen. In erster Linie geht es wohl um die Liebe Gott und Jesus Christus gegenüber, dann aber auch um die aus dem (rechten) Glauben entspringende Nächstenliebe, die wohl auch die Selbstliebe einschließt.
Der Begriff "hypomonê" bezeichnet die Standhaftigkeit (oder: Ausdauer/Beharrlichkeit) im Glauben angesichts von Bedrängnis und Irrlehren. Was bedeutet nun „gesund im Glauben, in der Liebe, in der Standhaftigkeit“? Die Formulierung drückt kurz, aber mit vielen Facetten aus, was christliche Existenz ausmacht – christliche Existenz der alten Männer, aber auch der Christen allgemein: Die christliche Existenz ist „gesund“ und damit voller Heil. Grundlage der christlichen Existenz ist der Glaube, und zwar gemäß der rechten Lehre (= „gesunden Lehre“). Das Heil ist jenseitig und diesseitig, geistlich, geistig und körperlich. Das Heil ist zudem vergangen, und zwar mit dem Kreuzestod und der Auferweckung Jesu Christi von den Toten, gegenwärtig und zukünftig. Die Fortdauer bis hin zum zukünftigen Jenseits ist jedoch an die Standhaftigkeit im Glauben gebunden. Mit dem rechten Glauben hängt rechtes Reden und rechtes Handeln zusammen, das von Liebe geprägt ist. So entsteht und bleibt ein gedeihliches Gemeindeleben. Es ist das Gegenteil dessen, was Irrlehren mit sich bringen. Der körperliche Aspekt der Gesundheit ist sicherlich nachrangig, aber deswegen nicht bedeutungslos. Geist und Körper hängen zusammen und wer fest in seinem christlichen Glauben verwurzelt ist und ein gutes Miteinander pflegt, tut seiner Psyche etwas Gutes. Wer psychisch gesund ist, ist gewöhnlich auch körperlich stabiler, weil Angst, Sorge, Streit und Einsamkeit keine Kräfte rauben.
Weiterführende Literatur: S. Christensen 2016, 161-180 versteht „sôphrôn“ („besonnen“) nicht im Sinne einer Ethik der Anpassung, denn die griechisch-römischen Vorstellungen hinsichtlich des Zwecks und der Quelle der Besonnenheit/Selbstbeherrschung wichen doch stark von denen des Titusbriefes ab. „Besonnen“ sei in Tit 2,1-14 in enger Verbindung mit dem Evangelium und mit der Einheit mit Jesus Christus zu verstehen.
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Beobachtungen: Ebenso wie die alten Männer sollen auch die alten Frauen ein Verhalten an den Tag legen, das „hieroprepês“ ist. Aber was bedeutet „hieroprepês“? Die Deutung und die Übersetzung werden dadurch erschwert, dass das Wort im NT nur hier vorkommt. Es handelt sich um ein Adjektiv, das sich aus „hieros“ (oder: „hiera/hieron“) und „prepês“ zusammensetzt. „Prepês“ ist die Endung des Adjektivs, die „geziemend“ oder „entsprechend“ bedeutet. „Hieros“ (bzw. „hiera/hieron“) bedeutet als Adjektiv „heilig“, kann aber auch ein Substantiv sein und „Heiliger“ (bzw. als Femininum oder Neutrum „Heilige“ bzw. „Heiliges“) bedeuten. Nun scheint sich die Deutung nahezulegen, dass sich alte Frauen so verhalten sollen, wie es sich „Heiligen“ geziemt. „Heilige“ wären gemäß frühchristlichem Sprachgebrauch schlicht und einfach Christinnen. Aber Vorsicht: Paulus und die „Paulusschüler“ verwenden, wenn sie von Christen (Christinnen inbegriffen) sprechen, die Bezeichnung „hagioi“ (vgl. Röm 1,7; 1 Kor 1,2; 2 Kor 1,1; Phil 1,1; Eph 1,1; Kol 1,2 u. v. m.). Folglich greift die Deutung, dass sich alte Frauen so verhalten sollen, wie es sich Christinnen geziemt, zu kurz. „Hieros“ (bzw. „hiera/hieron“) ist – sei es ein Adjektiv oder Substantiv – ein Begriff, der der Welt des Kultes entstammt: Er charakterisiert das göttliche Wesen ebenso wie Kultgegenstände, kultische Handlungen, Priester, Tempel oder Orte mit besonderem Gottesbezug als „heilig“. Nun ist aber in Tit 1,3 nicht davon die Rede, wie sich alte Frauen speziell im Gottesdienst verhalten sollen. Es geht um das generelle Verhalten, sei es im Alltag oder im Gottesdienst. Und sie sind als ganz normale Gemeindeglieder verstanden, nicht als Personen, die irgendein Gemeindeamt oder irgendeine kultische Funktion innehaben. Aber das generelle Verhalten der Frauen wird im Licht des Kultes gesehen. Die alten Frauen sind aufgrund ihres Glaubens dem heiligen Gott bzw. Jesus Christus zugeeignet. Ihr Leben erfolgt „im heiligen Gott“ bzw. „in Christus“, also in einem göttlichen Macht-, Wirk- und Heilsraum. Sie bekommen am Heil Anteil, sind aber angehalten, sich dementsprechend zu verhalten. Ihr Leben soll also christlichen Maßstäben entsprechen, und zwar gemäß der „paulinischen“ (= von „Paulus“ für paulinisch gehaltenen) Lehre (= „gesunde Lehre“). Sie haben vermutlich Zugang zum Gottesdienst und damit zum kultischen Raum und Geschehen. Wenn man für den Gottesdienst eine besondere Gottesnähe annimmt, dann gilt besonders, dass das Verhalten der alten Frauen angemessen sein muss. Aber der Gottesdienst ist nicht nur auf einen bestimmten Raum oder auf eine bestimmte Zeit begrenzt, sondern das ganze Leben ist als Gottesdienst verstanden. Und die alten Frauen können auch selbst als Tempel, in dem Gott wohnt, oder als Stein eines Tempels verstanden sein. In letzterem Fall wäre die gesamte Gemeinde oder Kirche der Tempel Gottes. Der Glaube betrifft also die gesamte persönliche Existenz und ihn gilt es zu verinnerlichen, in einer ständigen Nähe und mit einem ständigen Bezug zu Gott. Ebenso betrifft der Glaube die gesamte christliche Gemeinschaft und das Verhalten in ihr. Alle diese Aspekte werden besser mittels der Übersetzung „wie es dem Heiligen angemessen ist“ als mittels der Übersetzung „wie es den Heiligen angemessen ist“ ausgedrückt.
Ein Verhalten, wie es dem Heiligen entspricht, soll „Titus“ sowohl von den alten Frauen als auch von den alten Männern, vermutlich aber auch von den jungen Frauen und von den jungen Männern fordern. Ein solches Verhalten ist nicht geschlechtsspezifisch. Geschlechtsspezifisch ist aber die Ausprägung dieses Verhaltens: Die Ausprägung, die die alten Männer betrifft, wurde in V. 2 beschrieben, die Ausprägung, die die alten Frauen betrifft, ist in V. 3 (bzw. im weiteren Sinne in V. 3-5) Thema. In den V. 4-5 geht es dann um die Ausprägung hinsichtlich der jungen Frauen und in V. 6 um die Ausprägung hinsichtlich der jungen Männer.
Die Formulierung „mê oinô pollô dedoulômenas“ („nicht reichlichem Weingenuss verfallen“) enthält zwei Aspekte: zum einen wird die Sucht ausgedrückt, zum anderen das Objekt der Sucht, nämlich der Wein. Der Suchtaspekt kommt besonders gut zum Tragen, wenn man die Übersetzung „nicht trunksüchtig“ wählt. Allerdings geht aus dieser Übersetzung nicht das Objekt der Sucht hervor. Das Objekt müsste nicht unbedingt Wein sein, sondern es kämen auch andere alkoholische Getränke infrage. Damit bliebe der kulturelle Aspekt, dass der Wein im Titusbrief als alkoholisches Getränk (der alten Frauen) Nr. 1 erscheint, im Verborgenen. Dass dem Wein besondere Bedeutung zukam, konnte zuvor (1,7) schon dem Begriff „paroinon“ („betrunken“; „Säufer“) entnommen werden, der den Begriff „oinos“ („Wein“) enthält.
Die alten Frauen sollen „kalodidaskaloi“ sein, also „Lehrmeisterinnen des Guten“ oder „Lehrerinnen des Guten“. Erstere Übersetzung zeigt an, dass es wohl nicht um die Lehre geht, wie sie durch ausgebildete Lehrerinnen in der Schule erfolgt. Ebenfalls haben wir wohl nicht daran zu denken, dass „Lehrerin des Guten“ ein Amt war. Vielmehr ist wohl gemeint, dass die alten Frauen durch vorbildlichen Glauben und vorbildliches Handeln (= „das Gute“) „Lehrerinnen“ oder „Lehrmeisterinnen“ sein sollen. Wenn sie das beherzigen, sind sie zugleich „gute Lehrerinnen“ bzw. „gute Lehrmeisterinnen“. Die Vorbildlichkeit im Glauben und Handeln sieht „Paulus“ wohl als Ausdruck der Reife an.
Vorbildlich im Glauben und Handeln sollen gemäß den Pastoralbriefen auch diejenigen sein, die Gemeindeämter bekleiden. Dabei finden sich begriffliche Überschneidungen: So heißt es in Tit 1,7 (vgl. 1 Tim 3,2-3), dass die Aufseher/Bischöfe (Ältesten?) keine Säufer (mê paroinos), sondern besonnen (sôphrôn) sein sollen. Und in 1 Tim 3,8 heißt es, dass die Diakone nicht reichlichem Weingenuss ergeben sein sollen. Auch die Lehre ist Aufgabe der Aufseher/Bischöfe (vgl. Tit 1,9). Betrachtet man die Überschneidungen, so sollte man meinen, dass die alten Frauen für kirchliche Ämter prädestiniert sind. Dass „Paulus“ nun aber nicht auf kirchliche Ämter, die die Frauen bekleiden sollen, zu sprechen kommt, hängt mit der konservativen, gesellschaftskonformen Einstellung des „Paulus“ zusammen. Kirchliche Ämter scheinen für alte Frauen deswegen nicht infrage zu kommen, weil diese geschlechtsspezifische Aufgaben abseits der Ämter zu erfüllen haben, wie aus den V. 4-5 hervorgeht.
Weiterführende Literatur: Laut U. Wagener 2004, 89 werde in Tit 2,3-4 die frauenfeindliche Grundhaltung des Verfassers sichtbar, wenn er hier zwei beliebte antike Klischees aktualisiere, die Zerrbilder der alten Frau als „Klatschbase“ und Trinkerin. In Tit 2,3-4 werde den älteren Frauen die Aufgabe der Belehrung der jüngeren Frauen zugewiesen, was von vielen Exegeten fälschlich als Milderung des Lehrverbots von 1 Tim 2,12 interpretiert worden sei. Sehe man auf den Inhalt, so werde deutlich, dass das scheinbare Zugeständnis an die Frauen selbst restriktive Funktion hat; die älteren Frauen sollen die jüngeren zur Unterordnung unter den Ehemann und zur Erfüllung ihrer Rollenverpflichtungen als Ehefrau, Mutter und Haushälterin anleiten.
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Beobachtungen: „Lehrmeisterinnen des Guten“ sollen die alten Frauen anscheinend nur gegenüber jungen Frauen sein, also gegenüber Menschen gleichen Geschlechts, die zudem jünger sind. Dabei lässt das Verb „sôphronizô“ („besonnen“) erkennen, dass die alten Frauen für besonnen gehalten werden. Ziehen wir hier das ganze Bedeutungsspektrum von „sôphrôn“ („besonnen“) heran, wie es uns in V. 2 begegnet, dann erscheinen die alten Frauen als „reflektiert“, „bedacht“ und „vorausschauend“, ebenso auch als „enthaltsam“, „maßvoll“ und „sittsam“. Das sind Charaktereigenschaften, zu denen offenbar auch die jungen Frauen gebracht werden sollen, die „Paulus“ anscheinend für nicht so besonnen hält. Wir haben somit anzunehmen, dass das Verb „sôphronizô“ in V. 4 „mittels Besonnenheit besonnen machen“ oder „mittels Besonnenheit zur Besonnenheit anleiten“ bedeutet. Und dann zählt „Paulus“ all das auf, was er im Hinblick auf junge Frauen für besonnenes, vorbildlichem Glauben und Verhalten entsprechendes Verhalten hält.
Es wird nicht gesagt, wo die Altersgrenze zwischen „alt“ und „jung“ verläuft. Wir können nur sagen, dass die alten Frauen älter als die jungen Frauen sind und offenbar die Führung eines Haushaltes und die Fortpflanzung an Bedeutung verloren haben. Aber die alten Frauen haben darin Erfahrung und können daher bei entsprechenden Charaktereigenschaften als Lehrmeisterinnen fungieren. Ein mittleres Alter kommt nicht in den Blick. Da Tit 2,1-10 alle Gruppen innerhalb der Gemeinde abzudecken sucht, haben wir davon auszugehen, dass es nur „alte Frauen“ und „junge Frauen“ gibt Für eine weitere Aufgliederung sieht „Paulus“ offenbar keinen Anlass.
Weiterführende Literatur: M. Y. MacDonald 2014, 109-147 befasst sich mit der christlichen Versammlung und Familie in den Pastoralbriefen. Dabei geht sie auf S. 138-139 auf das Unterrichten jüngerer Frauen durch ältere Frauen ein. Frauen hätten sich für die Lehre und für das Lernen versammelt und im Lichte biblischer Lehre und Schriften heiliges Leben und häusliche Pflichten diskutiert.
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Beobachtungen: Wenn von den jungen Frauen ausgesagt wird, dass sie „besonnen“ („sôphrôn“) sein sollen, dann wird unterstrichen, dass sie den alten Frauen nacheifern sollen. Die alten Frauen sind die Lehrmeisterinnen und die jungen Frauen die Schülerinnen.
Das Adjektiv „hagnê“ kann mit „rein“, „heilig“ oder „keusch“ übersetzt werden. Zunächst einmal sind Gott oder Götter oder auch kultische Orte und Sachen rein und heilig. Wenn ein Mensch einen reinen und heiligen Gott verehrt und einen entsprechenden Kultort aufsucht und/oder kultische Vorgänge durchführt, dann muss er sich erst kultisch reinigen. Dabei handelt es sich zunächst einmal um eine kultische Reinigung von aller Befleckung durch Zeugung, Geburt und Tod. Darüber hinaus wird die Reinheit aber auch spiritualisiert im Sinne der inneren Reinheit verstanden. In Tit 2,5 haben wir es also mit einem Ausdruck religiöser Scheu zu tun: Eine junge Frau, die Gott – und zwar konkret den Gott der Juden und Christen – verehrt, muss eine entsprechende Haltung und ein entsprechendes Verhalten an den Tag legen. Das gilt für alle Christen, aber in V. 4-5 geht es ja speziell um die jungen Frauen. Die jungen Frauen sollen also alle Befleckung vermeiden, seien sie moralischer oder sexueller Art. Weil junge Frauen Gegenstand männlicher Begierde und fortpflanzungsfähig sind, kommt der sexuelle Aspekt gerade bei ihnen in den Blick. Wenn die Frauen „keusch“ sein sollen, dürfen wir jedoch nicht dem Missverständnis verfallen, dass die jungen Frauen überhaupt keinen Geschlechtsverkehr haben sollen. Wäre das der Fall, dann könnten die Frauen keine Kinder haben und sie auch nicht lieben. Sie könnten darüber hinaus auch keine anderen Kinder lieben, weil es gar keine Kinder gäbe. Wir haben also „keusch“ nicht im Sinne von „jungfräulich“ zu verstehen, sondern im Sinne der ehelichen Sittsamkeit. Diese begrenzt die Sexualität auf den ehelichen Geschlechtsverkehr, der wiederum auf die Zeugung legitimer Nachkommen ausgerichtet ist. Eine „keusche“ junge Frau darf also nicht fremdgehen.und sich außerehelicher Sexualität hingeben.
Für das Adjektiv „oikourgos“ bieten sich drei Übersetzungen an: „häuslich“, „haushälterisch“ und „mit häuslichen Arbeiten beschäftigt“. Erstere Übersetzung ist zwar eingängig, hat aber den Nachteil, dass der Aspekt der Arbeit zu kurz kommt. Eine häusliche junge Frau könnte ja durchaus ihren Tag damit verbringen, es sich gemütlich zu machen und Bücher zu lesen. Das dürfte aber nicht gemeint sein. Vielmehr dürfte gemeint sein, dass junge Frauen Hausfrauen sein und mit häuslichen Arbeiten beschäftigt sein sollen. Insofern passen letztere beide Übersetzungen besser.
Nun könnten die jungen Frauen ihre häuslichen Arbeiten widerwillig und schlampig verrichten. Dass dies nicht sein darf, macht das folgende Adjektiv „agathê“ deutlich, das hier wohl nicht „gut“ bedeutet, sondern „tüchtig“. „Tüchtig“ dürfte im Sinne von „fleißig“, „geschickt“ und „fähig“ zu verstehen sein.
Das Bild, das „Paulus“ von jungen Frauen hat, ist das, was uns heute gemeinhin als ganz traditionelles, konservatives Frauenbild erscheint: Die Frau ist die tüchtige Hausfrau, die sich ausschließlich um den Haushalt und um die Kinder kümmert. Sie ist ihrem Ehemann – wörtlich „ihrem eigenen Mann – untergeordnet. Die Bindung an das Haus und die Unterordnung unter ihren Ehemann lässt darauf schließen, dass „Paulus“ (als Verfasser des Tit) Frauen – mindestens junge Frauen – nicht in kirchlichen Ämtern sehen wollte. Das bedeutet nicht unbedingt, dass Frauen zu seiner Zeit keine kirchlichen Ämter bekleiden durften. Sollten Frauen kirchliche Ämter bekleidet haben, so dürfte er dagegen agitiert haben.
Das Verb „blasphêmeomai“ bedeutet „geschmäht werden“, „gelästert werden“ oder „verleumdet werden“. Es stellt sich im Hinblick auf Tit 2,5 die Frage, was mit „geschmäht/gelästert/verleumdet werden“ gemeint ist. „Schmähen“, „lästern“ und „verleumden“ sind Verben, die ausdrücken, dass schlecht über etwas gesprochen wird, wobei „verleumden“ betont, dass dies unrechtmäßig geschieht. Dem „Wort (des) Gottes“ – gemeint dürfte das Evangelium sein (vgl. 1,3) - kommt besondere Bedeutung zu, und zwar positive, weshalb über dieses nicht schlecht gesprochen werden und dazu auch kein Anlass gegeben werden darf. Letzteres ist dem Verfasser des Tit, dem es um Konformität des Christentums mit der antiken griechisch-römischen Gesellschaft geht, wichtig. Das „Wort (des) Gottes“ darf also nicht in Verruf kommen. Dies drückt gut die Übersetzung „… damit das Wort (des) Gottes ... nicht in Verruf kommt“ aus.
Weiterführende Literatur: A. Padgett 1987, 39-52 befasst sich mit Blick auf Tit 2,1-10 mit der Unterordnung der Frauen unter ihre Männer. Paulus habe seine Werte – wie es einem guten Moralphilosophen entspreche – einer allumfassenden Ethik gemäß strukturiert. Seine Hauptsorge habe dem Wohlergehen und der Sicherheit der Kirche und der Bekehrung der heidnischen Welt zum Christentum gegolten. Die Unterordnung der Frauen unter ihre Männer sei zwar für die Frauen mit Leid verbunden gewesen, doch hätte dies Verleumdung und Verfolgung der Kirche und ihrer Leitungspersönlichkeiten vermieden und die Rettung der Nichtchristen ermöglicht.
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Beobachtungen: „Jüngere Männer“ sind jünger als die „alten Männer“, mehr lässt sich zu ihrem Alter nicht sagen. Männer mittleren Alters kommen nicht in den Blick und scheinen keine eigene Gruppe zu bilden. Da es nur „alte Frauen“ und „junge Frauen“ gibt, haben wir es wohl mit „alten Männern“ und „jungen Männern“ zu tun. „Neôterous“ kann folglich statt mit „jüngere Männer“ auch mit „junge Männer“ übersetzt werden.
Es fällt auf, dass die jüngeren Männer nur besonnen sein sollen, aber nicht die Rede davon ist, dass sie – wie die alten Männer – auch nüchtern sein sollen, ehrbar, gesund im Glauben, in der Liebe und in der Standhaftigkeit. Dürfen sie sich also betrinken, benebelt sein, im Glauben schwach und wankelmütig, sich nach Belieben Irrlehren hingeben und mit anderen Gemeindegliedern umgehen wie sie wollen? Das wäre sicher ein Trugschluss. Dass nur „besonnen sein“ erwähnt wird, ist nicht damit zu erklären, dass alles andere egal ist, sondern damit, dass „besonnen sein“ die zentrale Forderung in Tit 2,1-10 ist. Bezüglich der jüngeren Männer kann es „Paulus“ bei dieser Forderung belassen, weil jüngere Männer gemeinhin mit Sturm und Drang und Übermut in Verbindung gebracht werden. Die Besonnenheit wird von den jüngeren Männern auch nicht nur in bestimmten Situationen gefordert, sondern „in allem“. Das gesamte Verhalten, gleich in welchen Situationen, soll also besonnen sein.
„In allem“ stellt ein Scharnier zwischen V. 6 und V. 7 dar und bezieht sich vermutlich auf beide Verse. Zum einen ist also ausgesagt, dass „Titus“ die jüngeren Männer ermahnen soll, in allem besonnen zu sein, zum anderen ist ausgesagt, dass „Titus“ sich selbst in allem als Vorbild guter Werke erweisen soll. Deutlich würde die Scharnierfunktion bei der Übersetzung „Ebenso ermahne die jüngeren Männer besonnen zu sein in allem erweise dich als Vorbild guter Werke …“, in der kein Komma gesetzt ist. Diese Übersetzung entspricht jedoch nicht korrekter Grammatik und würde daher beim Lesen oder Vorlesen irritieren.
Weiterführende Literatur:
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Beobachtungen: Das Partizip „parechomenos“ („dich erweisend“) kann hier mit „indem du dich erweist“ oder mit „erweise dich“ übersetzt werden. Letztere Übersetzung orientiert sich am vorausgehenden (V. 6) Imperativ „parakalei“ („ermahne“). Das dem Partizip unmittelbar vorangestellte „seauton“ („dich selbst“) betont, dass es um „Titus“ selbst geht, der eine Vorbildfunktion übernehmen soll.
Die „guten Werke“ werden nicht konkretisiert. Somit haben wir davon auszugehen, dass es nicht um ganz bestimmte gute Werke geht, sondern um ein Verhalten, das stets (= „in allem“) dem rechten Glauben entspricht.
Der altgriechische Begriff „didaskalia“ dürfte hier – ebenso wie auch an den anderen Stellen im Titusbrief (1,9; 2,1.10) – die Lehre im Sinne der Dogmatik meinen, nicht die Lehre im Sinne einer Handlung. Die rechte Lehre steht im Mittelpunkt des gesamten Titusbriefes.
„Aphthoria“ ist ein Substantiv, das mit „Unverdorbenheit“ oder „Unversehrtheit“ zu übersetzen sein dürfte. Es kommt im NT nur hier vor und ist auch ansonsten in der antiken griechischen Literatur äußerst selten. „Semnotês“ ist ebenfalls ein Substantiv und bedeutet „Ehrbarkeit“. Die genaue Übersetzung von V. 7 lautet also „… in allem, erweise dich als Vorbild guter Werke, in der Lehre [erweise] Unverdorbenheit und Ehrbarkeit …“.
Titus soll also keiner Irrlehre Glauben schenken und auch keine Irrlehren verbreiten. Vielmehr soll er in der Lehre unversehrt sein, also an das Evangelium glauben und der „paulinischen“ (= von „Paulus“ für paulinisch gehaltenen) Theologie folgen. Außerdem soll der Inhalt seiner Lehre das Evangelium gemäß paulinischer bzw. „paulinischer“ Theologie sein. Es geht also um die Bewahrung der rechten Lehre für die zukünftigen Generationen. Mit dem rechten Glauben und dem rechten Inhalt der Lehre ist Ehrbarkeit verbunden. „Titus“ gebührt dafür Ehre, und zwar nicht seitens der Heiden oder Juden, sondern seitens der Christen und letztendlich auch seitens Gott.
Weiterführende Literatur:
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Beobachtungen: Es verwundert, warum „Paulus“ zwischen den jüngeren Männern und den Sklaven auf „Titus“ zu sprechen kommt und so die Anweisungen hinsichtlich der verschiedenen Gruppen unterbricht. Ist „Titus“ selbst ein jüngerer Mann? Dann hätte „Paulus“ wohl geschrieben, dass „Titus“ ein Vorbild der Besonnenheit sein soll. Außerdem ist die Ehrbarkeit wohl nicht gerade Kennzeichen jüngerer Männer, wird doch (in V. 2) von den alten Männern gesagt, dass sie ehrbar sein sollen. Auch bei den „guten Werken“ ist kein Bezug auf ein bestimmtes Alter zu erkennen. Wir haben also davon auszugehen, dass „Titus“ nicht als jüngerer Mann angesehen wird, sondern ein Vorbild für alle Altersgruppen sein soll. Natürlich kann er ein jüngerer Mann sein, aber das ist wohl weniger der Grund dafür, dass „Paulus“ direkt nach den jüngeren Männern auf „Titus“ zu sprechen kommt, als vielmehr das verbindende „in allem“: Die jungen Männer sollen in allem besonnen sein und „Titus“ soll in allem Vorbild sein. Abschließend geht „Paulus“ von den verschiedenen Altersgruppen zum Sklavenstand über. Weil „Titus“ diesem Stand nicht angehört, wird nicht ausgesagt, dass „Titus“ auch den Sklaven in allem Vorbild sein soll. Aber die Sklaven kommen dennoch in den Blick, weil bei ihnen am ehesten die Gefahr der Unzufriedenheit und der Aufmüpfigkeit gegenüber den Herren besteht. Ein Autor, dem besonders an gesellschaftlicher Ordnung und Anpassung an seine nichtchristliche Umwelt gelegen ist, muss auch auf die Sklaven eingehen. Die Herren kann er aussparen, weil von ihnen keine gesellschaftliche Unruhe zu erwarten ist.
Mit dem „Wort“ („logos“) ist wohl kein einzelnes, ganz bestimmtes Wort gemeint, sondern Rede. Dabei müssen wir uns die vielen Facetten bewusst machen, die der Begriff speziell auch im Titusbrief hat. Weil in V. 8 zuvor Aussagen zur Lehre gemacht wurden, haben wir wohl an erster Stelle an lehrende Rede zu denken. Die Lehre – nämlich die rechte Lehre – steht in den Pastoralbriefen im Vordergrund, wogegen in den gemeinhin für echt gehaltenen Paulusbriefen die Verkündigung im Mittelpunkt steht. Und die Verkündigung wiederum hat „Gottes Wort“ offenbart und offenbart „Gottes Wort“ weiterhin. „Gottes Wort“ dürfte das Evangelium sein, dessen Urheber Gott selbst ist (vgl. 1,3). Damit gibt es ein unverfälscht zu bewahrendes und von Generation zu Generation in Verkündigung und Lehre weiterzugebendes „Wort“. Verkündigung und Lehre sind keine stumme Angelegenheiten, sondern bedienen sich der Worte, der Rede (= „Wort“). Diese Rede wiederum muss zuverlässig sein (vgl. 1,9), sich an die rechte Verkündigung und an die rechte Lehre halten. Das „Wort Gottes“ ist seitens „Paulus“, des Verfassers des Tit, als klar und eindeutig gedacht. Zunächst galt es dieses klare und eindeutige „Wort Gottes“ zu verkündigen und so zu offenbaren. Das hat in besonderem Maße Paulus gemacht. Paulus war aber nicht der einzige Mensch, der verkündigt hat, sondern er hatte auch seine Mitarbeiter. Darüber hinaus haben auch andere Christen verkündigt. Die Verkündigung entsprach nicht immer derjenigen des Paulus, womit die Gefahr von Irrlehren aufkam. Diese Gefahr wurde insbesondere nach dem Tod des Paulus virulent, weil die Person, die hätte eingreifen können, die man hätte fragen können und die persönlich die rechte Lehre hätte vermitteln können, gestorben war. Nun ging der Streit los, was denn überhaupt die rechte Lehre ist. Um das zu klären, konnte man nur auf die erhaltenen, tatsächlich von Paulus stammenden Briefe zurückgreifen. Um ihre Position zu untermauern, bedienten sich nachpaulinische Autoren des Namens „Paulus“, entweder um zu suggerieren, der Brief sei tatsächlich von Paulus verfasst, oder um deutlich zu machen, dass der Inhalt paulinischer Theologie entspricht. Die „paulinische“ Theologie muss dabei aber nicht der paulinischen Theologie entsprechen. Vielmehr haben wir von einer Aktualisierung auf die ganz spezifische gegenwärtige Lage hin auszugehen. Die Formulierung „mit gesundem und unanfechtbarem Wort“ ist auf diesem Hintergrund zu verstehen. „Gesund“ („hygiê“) ist im Sinne von „richtig“ und „heilsam“ zu verstehen, „unanfechtbar“ („akatagnôston“; das Adjektiv kommt im NT nur hier vor) im Sinne von „richtig“, und zwar auf dem Hintergrund des Streites um die rechte Lehre.
Betrachten wir V. 8 vom Blickwinkel einer guten Diskussion aus, dann verwundern die Aussagen. Eine gute Diskussion zeichnet sich dadurch aus, dass nicht klar ist, wer Recht hat, sondern alle nach der „Wahrheit“ suchen. Die Suche nach der „Wahrheit“ erfolgt, indem die Diskutierenden ihre eigenen Argumente vorbringen und denen der „Gegenseite“ zuhören. Wer eine andere Meinung vertritt, ist nicht Gegner, sondern Partner bei der Wahrheitsfindung. Wer am Ende Recht hat, müssen die Argumente erweisen. Letztendlich geht es weniger um das Recht haben als um den gemeinsamen Weg zur „Wahrheit“, zu dem, was bei Berücksichtigung der verschiedenen Argumente richtig ist. „Paulus“ hat aber keine Diskussion im Blick. Vielmehr steht für ihn mit dem Evangelium die Wahrheit von vornherein unumstößlich fest. Es geht also nicht darum, durch eine Diskussion gemeinsam die „Wahrheit“ zu suchen, sondern darum, die Wahrheit zu lehren und zu verteidigen. Voraussetzung dafür ist, dass die Gemeindeleiter klipp und klar auf dem Boden des Evangeliums stehen und dieses lehren. Und weil das Evangelium verschieden ausgedeutet wird, kommt noch als Forderung hinzu, dass die Lehre und Verteidigung des Evangeliums der paulinischen Lehre entsprechen muss. Weil der Autor, der sich als Paulus ausgibt, aber wohl eher ein späterer Theologe in den Fußstapfen des Paulus ist, nicht in jeder Hinsicht paulinischem Gedankengut und paulinischer Lehre folgt, muss man eigentlich streng genommen sagen, dass die Lehre und Verteidigung des Evangeliums der „paulinischen“ Lehre entsprechen muss. Wer eine andere Lehre verbreitet, gehört zur Gegenpartei, ist also Gegner und nicht Partner auf dem Weg der Wahrheitsfindung. Den Gegner gilt es zurechtzuweisen, über die Wahrheit zu belehren und zu beschämen. Die Beschämung erfolgt dadurch, dass der Gegner erkennt, dass der Gemeindeleiter Recht hat. Voraussetzung dafür ist aber, dass er nichts findet, was er dem Gemeindeleiter Lehre und Verhalten betreffend vorwerfen kann.
Zur Gegenpartei gehören auf jeden Fall die Irrlehrer, dazu sicherlich auch diejenigen, die den Irrlehren folgen. Allerdings dürften diese Personen kein vorrangiges Interesse an gesellschaftlicher Konformität haben. Vielmehr ist bei ihnen ein besonderes Interesse an jüdischen „Mythen“ und Vorschriften festzustellen (vgl. 1,10-16). Weil die Ermahnungen an die verschiedenen Altersgruppen keinen besonderen Bezug zur jüdischen Gesellschaftsordnung erkennen lassen, sondern vielmehr an der allgemeinen konservativen antiken Gesellschaftsordnung ausgerichtet sind, scheinen nicht nur die jüdisch ausgerichteten Irrlehrer und ihre Anhänger zur Gegenpartei zu gehören. Vielmehr haben wir davon auszugehen, dass auch Nichtchristen zur Gegenpartei gehören. Insofern klingt an, dass die Christen – gleich welcher Altersgruppe sie angehören – durch ihre Verhaltensweisen in der mehrheitlich nichtchristlichen Umwelt keinen Anstoß erregen sollen. Weil der Gemeindeleiter dafür sorgen und ein Vorbild in Glaube und Verhalten sein soll, ist er für die Wirkung des Christentums auf die konservative nichtchristliche Umwelt verantwortlich.
Nun könnte man auf den Gedanken kommen, dass „Paulus“ über die vorbildliche Konformität Nichtchristen zum christlichen Glauben bringen will. Dieses Vorhaben mag anklingen, allerdings kommt es nicht zur Sprache und steht folglich nicht im Vordergrund. Überhaupt müsste ja ein Nichtchrist zunächst einmal den christlichen Glauben verstehen und Gefallen an ihm finden. „Paulus“ versetzt sich aber in keinster Weise in die Gegenpartei und ihre Denkweisen hinein, seien es die Nichtchristen oder die Irrlehrer und ihre Anhänger. Er sieht alles ausschließlich vom Blickwinkel des von ihm für richtig gehaltenen Glaubens aus. Das gilt auch für die Beschämung. Dass Irrlehrer und ihre Anhänger ebenso wie die Nichtchristen an ihren Glaubensvorstellungen haften und weiterhin die Glaubensvorstellungen des „Paulus“ ablehnen können, kommt nicht in den Blick. Wer aber bei sich selbst keinen falschen Glauben und kein falsches Verhalten erkennt und auch von anderen, nicht „paulinischen“ (= von „Paulus“ für nicht paulinisch gehaltenen) Maßstäben folgenden Menschen nicht des falschen Glaubens oder Verhaltens bezichtigt wird, wird nicht beschämt.
Eine nur von wenigen Handschriften gebotene Variante liest „über euch“ („peri hymôn“) statt „über uns“ („peri hêmôn“). Sie bezieht also „Paulus“ nicht mit ein. Es mag sich um einen Hörfehler – der Bibeltext wurde dem Schreiber bei der Erstellung einer Abschrift diktiert – oder um eine absichtliche Änderung handeln. In letzterem Fall könnte eine Distanz zwischen dem abwesenden „Paulus“ und „Titus“ und den Gemeindegliedern verdeutlicht sein. Demnach gerät nicht die Kirche als ganze in Verruf, sondern die Kirche vor Ort.
Weiterführende Literatur:
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Beobachtungen: V. 9 schließt sprachlich an V. 6-8 an. Zwar wird das Verb „ermahne“ („parakalei“) nicht nochmals verwendet, doch zeigt die fortgesetzte Verwendung von Infinitiven an, dass das Verb „ermahne“ auch V. 9 (und V. 10) zugrunde liegt. Insofern ist die Übersetzung „Die Sklaven [ermahne], sich ihren eigenen Herren in allem unterzuordnen, …“ möglich. Ebenso kann die Übersetzung aber auch „Die Sklaven sollen sich ihren Herren in allem unterordnen, …“ lauten. Die Infinitive zeigen an, wie sich die Sklaven verhalten sollen. Wie sie sich nicht verhalten sollen, wird mit Partizipien angeschlossen. Der Gedankengang ist wie folgt: Die Sklaven sollen sich ihren Herren in allem unterordnen und gefällig sein und dabei sollen sie nicht widersprechen und nichts veruntreuen. Dann wird ein weiteres Partizip verwendet, um nochmal auszudrücken, wie sie sich verhalten sollen: Sie sollen alle gute Treue erweisen.
Der Begriff „despotês“ („Herr“) bezeichnet den Herrn, dem der Sklave gehört. Rechtlich gesehen galt der Sklave als Sache, als Eigentum seines Herrn. Dieser hatte umfassende Verfügungsgewalt über seinen Sklaven, die aber nicht unbegrenzt war. So durfte der Herr den Sklaven nicht exzessiv misshandeln und auch nicht grundlos töten, denn dies wurde vom kaiserlichen Gesetzgeber als Machtmissbrauch und Schädigung der öffentlichen Ordnung angesehen und bestraft. Mögliches Fehlverhalten des Herrn kommt aber in V. 9 und V. 10 nicht in den Blick, wird also von „Paulus“ im Hinblick auf die gesellschaftliche Ordnung als nicht so relevant angesehen wie das Verhalten des Sklaven.
Es ist offensichtlich, dass „Paulus“ an gesellschaftlicher Konformität gelegen ist. Die Sklaverei selbst wird in keinster Weise infrage gestellt und es wird auch keine Änderung im Verhältnis zwischen Sklaven und Herrn angemahnt. Vielmehr soll sich der Sklave so verhalten, wie es die – weitgehend heidnisch geprägte - Gesellschaft erwartet. So erregt das Christentum keinen Anstoß.
„Paulus“ unterbindet von vornherein jeden Verdacht, es könnten Ausnahmen im Blick sein, indem er das Umfassende seiner Ermahnungen betont: Die Sklaven sollen sich ihren Herren in allem unterordnen, sie sollen ihren Herren in allem gefällig sein (wörtlich: Die Sklaven sollen sich ihren Herren unterordnen in allem sollen sie ihren Herren gefällig sein ...) – beachte die Scharnierfunktion von „in allem“, die schon am Übergang von V. 6 zu V. 7 auffällig war! -, sie sollen alle gute Treue erweisen und sie sollen in allem die Lehre unseres Rettergottes zieren.
Das Verb „nosphizomai“ kann „rauben“, „sich widerrechtlich aneignen“ oder „für sich beiseite legen“ bedeuten. Dabei haben wir nicht davon auszugehen, dass der Sklave ins Haus seines Herrn gegangen ist, um dort etwas zu stehlen, sondern es dürfte vielmehr an Veruntreuung gedacht sein. Sklaven waren nämlich in den Wirtschaftsbetrieben und auf den Landgütern ihres Herrn tätig und hatten mit Gütern und Geld zu tun. Den privilegierten Sklaven konnten dabei leitende und verantwortungsvolle Aufgaben zukommen. Bei seiner Tätigkeit konnte daher ein Sklave versucht sein, sich ohne Erlaubnis und unbemerkt produzierte Güter oder Geld anzueignen. V. 10 lässt nicht erkennen, dass der Herr dies bemerkte und dies bestrafte. Das kann der Fall gewesen sein, muss es jedoch nicht. Es wäre ja anzunehmen, dass der Herr, wenn er den Verlust von Gütern oder Geld bemerkte, sofort den Sklaven verdächtigte und seine Wohnstatt nach den fehlenden Gütern oder nach dem fehlenden Geld durchsuchte. Lebte der Sklave in einer gewissen räumlichen Entfernung von seinem Herrn? Hatte dieser einen genauen Überblick über die Menge der produzierten oder gehandelten Güter und über die Menge des Geldes? Ließen sich Güter oder Geld so gut verstecken, dass sie der Herr nicht finden konnte? Ist vielleicht an einen Betrieb mit vielen Sklaven gedacht, bei dem der Herr Schwierigkeiten hatte, das „schwarze Schaf“ ausfindig zu machen? Ließen sich Güter so veräußern und Geld so anlegen, dass der Herr die veruntreuten Güter oder das veruntreute Geld nicht aufspüren und somit keinen Sklaven der Veruntreuung überführen konnte? Der Versuch, diese Fragen zu beantworten, kann zu einem besseren Verständnis führen, wie die Veruntreuung vor sich gegangen sein mag, allerdings ist sie für das Verständnis von V. 10 unerheblich. V. 10 ist nicht an den genauen Vorgängen interessiert, sondern nur am untadeligen Verhalten der Sklaven.
Die „Treue“ („pistis“) dürfte zunächst einmal auf den korrekten Umgang mit den Gütern und dem Geld des Herrn bezogen sein, also auf das tadellose Verhalten im Rahmen der wirtschaftlichen Tätigkeit der Sklaven. Sie dürfte auch darauf bezogen sein, dass Sklaven nichts vom Hab und Gut ihres Herrn stehlen durften. All dies gehört zum Aspekt, dass das Vertrauen des Herrn nicht enttäuscht werden durfte. Darüber hinaus dürfte aber die „Treue“ auch auf Gehorsam und Unterordnung der Sklaven ihrem Herrn gegenüber bezogen sein.
Was soll „gute Treue“ sein? Das Adjektiv „gut“ („agathê“) erscheint auf den ersten Blick ungeeignet, die Eigenschaft der „Treue“ anzugeben. Wie kann Treue gut oder schlecht sein? Dass es dennoch gebraucht wird, lässt darauf schließen, dass es erstens nicht im einfachen Sinn von „gut“ (als Gegensatz zu „schlecht“) zu verstehen ist und zweitens nicht eindeutig, sondern mehrdeutig ist. „Gut“ dürfte zunächst einmal das bezeichnen, was gesellschaftskonform ist. Der gehorsame Sklave, der in jeder Hinsicht zuverlässig und tadellos seine Arbeit durchführt, entspricht dem, was von der Gesellschaft für gut gehalten wurde. „Gut“ kann aber auch im Sinne von „wahr“ verstanden sein. Die Treue des Sklaven soll wahr, nicht geheuchelt sein. Außerdem soll er seine Arbeit nicht nur dem Schein nach gewissenhaft durchführen, aber in Wirklichkeit etwas veruntreuen, sondern er soll sie tatsächlich gewissenhaft durchführen und nichts veruntreuen. Und schließlich kann „gut“ auch im Sinne von „perfekt“ verstanden werden. Es wäre die tadellose Qualität der Treue ausgesagt, wobei zusätzlich „alle“ den umfassenden Charakter der Treue aussagen würde.
„Didaskalia“ ist mit „Lehre“ zu übersetzen, wobei die Lehre im Sinne des Dogmas gemeint ist. Es geht um den Inhalt der Lehre, nicht um die Lehre als Handlung. Es geht also nicht darum, dass der Rettergott selbst lehrt, sondern der Rettergott ist Inhalt der Lehre und sie kommt auch von ihm her, denn sein Heilsplan liegt dem Inhalt und dem Vorgang aller (rechten) Verkündigung und (rechten) Lehre zugrunde (vgl. 1,1-4).
Die Formulierung „unser Rettergott“ sagt wohl aus, dass Gott auf Grundlage seines Heilsplans das Heil, die „Rettung“ – gemeint dürfte die Rettung vor dem ewigen Tod und Verderben sein -, bewirkt. Dabei ist „unser“ wohl konkret auf die Christen zu beziehen, auch wenn sich die Verheißung des ewigen Lebens (vgl. 1,2) im Grunde an alle Menschen richtet.
Weiterführende Literatur: Laut T. Söding 1999, 149-192 sei das Erscheinen Jesu Christi als Retter aller Menschen das Leitmotiv der Pastoralbriefe. In Gott, dem Vater, habe das christologische Heilsgeschehen seinen Ursprung.
Literaturübersicht
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Blecker, Iris Maria; Die parathêkê rettenden Wissens nach den Pastoralbriefen?, in: K. Löning [Hrsg.], Rettendes Wissen - Studien zum Fortgang weisheitlichen Denkens im Frühjudentum und im frühen Christentum (AOAT 300), Münster 2002, 229-267
Burini, Clara; tê hygiainousê didaskalia. Una norma di vita cristiana in Tito 2,1, VetChr 18/2 (1981), 275-285
Christensen, Sean; The Pursuit of Self-Control: Titus 2:1-14 and Accomodation to Christ, JSPL 6/2 (2016), 161-180
MacDonald, Margaret Y.; The Power of Children: The Construction of Christian Families in the Greco-Roman World, Waco, Texas 2014
Padgett, Alan; The Pauline Rationale for Submission: Biblical Feminism and the hina Clauses of Titus 2:1-10, EvQ 59/1 (1987), 39-52
Söding, Thomas; Das Erscheinen des Retters. Zur Christologie der Pastoralbriefe, in: K. Scholtissek [Hrsg.], Christologie in der Paulus-Schule (SBS 181), Stuttgart 1999, 149-192
Wagener, Ulrike; Verschwenderische Fülle oder haushälterische Vernunft? Oikonomia Gottes, christliche Existenz und Geschlechterdifferenz im frühen Christentum, in: E. Klinger, S. Böhm, T. Franz [Hrsg.], Haushalt, Hauskult, Hauskirche, Würzburg 2004, 79-105